Patientinnen und Patienten der Adaption Paracelsus Berghofklinik II Bad Essen suchen bezahlbaren Wohnraum
Bad Essen, 07.03.2024 Zurück ins Berufsleben und zurück in ein stabiles Wohn- und Lebensumfeld – dies sind die wichtigsten Ziele einer so genannten Adaptionsmaßnahme, wie sie in der Paracelsus Berghofklinik II in Bad Essen für alkohol- oder medikamentenabhängige Patienten angeboten wird.
Im geschützten Rahmen das Leben wieder lernen
Sich einzugestehen, ein Problem mit dem eigenen Alkohol- oder Medikamentenkonsum zu haben, ist ein besonders schwerer und oft auch schmerzhafter Schritt. Erst recht, wenn deutlich wird „Alleine schaffe ich es nicht mehr, ich brauche Hilfe“. Eine Form der Hilfsangebote stellt eine so genannte Adaptionsmaßnahme dar, die im Anschluss an eine drei- bis viermonatige stationäre Entwöhnungsbehandlung folgt. Die Paracelsus Berghofklinik II ist eine von nur 80 Einrichtungen bundesweit, die eine solche Adaptionsphase für ehemals suchtkranke Patienten anbietet. Patientinnen und Patienten werden dort unterstützt, sich wieder ein stabiles Lebens- und Arbeitsumfeld zu schaffen.
„Insbesondere die Ablösung aus dem sehr geschützten Kliniksetting ist für viele Suchtpatientinnen und -patienten mit Leistungsdruck, Angst vor Versagen oder auch Angst vor sozialen Konflikten und erhöhter Rückfallgefahr verbunden“, weiß Rieke Kuhlmann, sozialpädagogische Leitung der Adaption. Im geschützten Rahmen einer Adaption bietet sich die Möglichkeit, unter realen Alltagsbedingungen den Therapieerfolg zu verfestigen und den Übergang in einen suchtmittelfreien Alltag zu bewältigen. Zentrale Bausteine der Adaptionsphase sind deshalb Praktika und die Suche bzw. der Bezug einer eigenen Wohnung. Einen Schwerpunkt der Adaptionsmaßnahme bildet die berufliche Wiedereingliederung, eng verbunden mit der Suche nach Wohnraum, um ein stabiles Lebensumfeld aufbauen zu können.
Bezahlbarer Wohnraum ist knapp
Doch die Wohnungsmarktsituation stellt nicht erst seit der Coronapandemie eine der größten Herausforderungen dar. Bereits seit der Eröffnung der Adaption 2017 ist es schwierig, im Rahmen der Adaptionsphase geeigneten und bezahlbaren Wohnraum zu finden. „Unsere Patientinnen und Patienten nutzen oft zunächst kurzfristige Lösungen über Airbnb oder Montagewohnungen, denn eine feste Wohnmöglichkeit ist häufig nicht in Aussicht. Erst recht, wenn Vermietende die derzeitige Adresse der potenziellen Mieter erfahren“, verdeutlicht Kuhlmann die schwierige Wohnungssuche für ihre Klientinnen und Klienten. Trotz hoher Motivation, guten Auftretens und einer Job-Perspektive bleiben viele der Betroffenen erfolglos. „Wir freuen uns über jeden Privatvermieter, der bezahlbaren Wohnraum für unsere Patientinnen und Patienten anbieten kann und sie so auf ihrem neuen Weg unterstützt“, unterstreicht sie deutlich.
Zwischen Resignation und Erfolgserlebnissen
„Ich war einfach zu offen, was meine Vergangenheit angeht“, bilanziert ein betroffener Patient traurig. Zur erfolgreichen Abstinenz gehöre, offen und ehrlich mit der eigenen Suchtgeschichte umzugehen. Bei der Wohnungssuche werde man aber direkt abgestempelt und aussortiert. „Die 2. Chance auf Leben wird uns verwehrt.“ Vielfach haben die betroffenen Patientinnen und Patienten die Aussicht auf eine Arbeitsstelle und möchten in der Region bleiben, scheitern jedoch am fehlenden Wohnraum. „Ich erlebe es als Kampf. Die Arbeitsstellen sind vorhanden, aber keine Wohnungen. Ferienwohnungen und Pensionen sind auf Dauer zu teuer für uns und auf der Straße können wir nicht schlafen“, erläutert ein weiterer Patient resignierend. Doch es gibt sie auch, die Erfolgsgeschichten: „Ich habe eine Wohnungsanzeige im Internet gesehen und bin einfach vorbeigefahren.“ Im persönlichen Gespräch konnten viele Vorurteile und Bedenken aus dem Weg geräumt werden. „Die Vermieter haben einen persönlichen Eindruck von mir gewonnen. Das hat mir geholfen. Vor kurzem habe ich einen Mietvertrag für ein Jahr unterschrieben“, erzählt ein weiterer Patient voller Vorfreude.
Gesucht: eigener persönlicher Rückzugsort
Für die betroffenen Patientinnen und Patienten bedeutet ein bezahlbarer Wohnraum und willige Vermieter auf der anderen Seite endlich wieder ein eigenes Dach über dem Kopf und einen Standort für sich zu haben. Eigener Wohnraum trägt maßgeblich zur Förderung der Abstinenz bei, frei nach dem Motto „My home ist my castle“. Was alle Betroffenen eint: Sie sind auf der Suche nach ihrem persönlichen eigenen Rückzugsort, an dem sie sich wieder wohlfühlen und neu anfangen können. Nicht zuletzt wird mit dem eingeschlagenen Weg einer zufriedenen Abstinenz und neuen beruflichen Perspektive auch der Wunsch nach eigenen Gestaltungsmöglichkeiten für die eigenen vier Wände und dem Aufbau eines sozialen Umfelds größer. „Drei Monate Therapiezeit in der Adaption gehen schnell vorbei und es macht einen großen inneren Druck, wenn es so schwierig ist eine Wohnung zu finden“, bilanzieren einige, die viel für sich getan haben und nun wieder in unserer Gesellschaft einen angemessenen Platz finden wollen.