Die Wirkung von warmem, weichem Fell
All diejenigen, die Haustiere haben, werden es bestimmt bestätigen: Die Beziehung zwischen Mensch und Tier ist meistens sehr innig. Sie sind Freunde, Seelentröster, Weggefährten und gelten oft als Familienmitglied. Man kennt das: der schwanzwedelnde Hund, der sich wie verrückt freut, dass das Herrchen wieder zu Hause ist oder das beruhigende Schnurren einer friedlich auf dem Schoß zusammengerollten Katze, welches Kummer und Schmerz erträglicher macht. Die emotionale Nähe, körperliche Wärme und Anerkennung von Tieren wirken sich positiv auf unsere Psyche aus. Mit ihrer lebendigen und zutraulichen Art aktivieren sie uns nicht nur körperlich in Bewegung zu bleiben, sondern motivieren uns auch seelisch. Aus diesen Gründen bieten wir in der Paracelsus Roswithaklinik in Bad Gandersheim die tiergestützte Therapie begleitend zur therapeutischen Behandlung an.
Helfer auf vier Pfoten
Reiten, Spazierengehen, Streicheln und Füttern stehen bei den Patienten der Klinik zusätzlich auf dem Therapieplan. Die Rehaklinik für Psychotherapie und Psychosomatik bietet die tiergestützte Therapie in Kooperation mit Heiko Bock, Reittherapeut und Hofbesitzer von Oscars Farm-Therapiehof in Ertinghausen im Solling, an. Das Besondere an diesem Angebot ist, dass unterschiedliche Helfer auf vier Pfoten, wie Alpakas, Kamele oder Pferde, zum Einsatz kommen. Die Patienten lernen in kleinen Theorieeinheiten wichtige Informationen zum Umgang mit den Tieren und haben die Möglichkeit, persönliche Momente zwischen Tier und Mensch zu gestalten – manchmal mit ein wenig Angst und Unsicherheit, immer jedoch mit Mut und am Ende mit ganz viel Stolz.
Mit Vierbeinern zum Therapieerfolg?
Das warme und kuschelige Fell der Tiere oder erste Berührungen wirken oft Stress abbauend. Hiervon können insbesondere Menschen mit psychischen Erkrankungen profitieren. Daher ist die tiergestützte Therapie ein unterstützender Therapiebaustein im Rahmen der Psychotherapie in der Roswithaklinik für Patienten mit Depressionen, Burnout, Angststörungen und Panikattacken oder posttraumatischen Belastungsstörungen. „In der Begegnung mit den Tieren können Patienten erleben, wie eigene verbale und nonverbale Kommunikation wirkt, eigene Ressourcen und Grenzen wahrnehmen sowie verborgene Gefühle zulassen und zeigen. All das kann sich positiv auf den Therapieverlauf auswirken. Kontakt zu einem, zunächst fremden und unbekanntem, Tier aufzunehmen und gleichzeitig zu sehen, wie Mitpatienten in der Kleingruppe diese Aufgabe bewältigen, ist für viele unserer Patienten eine sehr bereichernde Erfahrung“, beschreibt Helmut Platte, Oberarzt der Paracelsus Roswithaklinik.
Was sind die Vorteile von tiergestützter Therapie?
- Erhöhtes Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen und Selbstbehauptung
- Gefühle und Emotionen der Freude oder Abneigung zulassen und zeigen
- Körpersprache und innere Haltung mehr in Einklang zu bringen
- Reduziert Angst / Konfrontation mit angstauslösenden Situationen
- das aktive Herangehen an Probleme fördern
- Verringerung der Erfahrung von Einsamkeit und Isolation
- Reduziertes Risiko eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls, denn die Anwesenheit eines Tieres senkt den Blutdruck und die Herzfrequenz
- Verbesserung der zwischenmenschlichen Fähigkeiten / erlernte Beziehungs- und Verhaltensmuster aufdecken
- Erfolgserlebnisse verspüren
- lernen im »Hier und Jetzt« selbstsicher und authentisch zu handeln und achtsam in der Kommunikation zu bleiben
Tiergestützte Therapie bei Paracelsus
Zu Beginn in 2020 startete das Angebot zunächst mit 24 Patienten. Die positive Resonanz bei den Patienten und die therapeutischen Effekte waren jedoch so groß, dass das Therapieangebot deutlich ausgebaut wurde. Mittlerweile profitieren wöchentlich 64 Patienten von diesem speziellen Angebot und nehmen im Verlauf ihrer Therapie an mindestens vier Terminen teil.