Yvonne Lohwasser, Diätassistentin Onkologie/VDD der Paracelsus Klink am See gibt onkologischen Patienten Tipps zur bewussten Lebensmittel-Auswahl für mehr Kraft und Lebensqualität / Ernährungsgewohnheiten ändern oder „Was der Bauer nicht kennt …“
Bad Gandersheim, 07.03.2020.
Krebs – eine Diagnose, die das ganze Leben aus dem Gleichgewicht bringt und den eigenen Körper extrem belastet. Denn nicht nur Operationen, sondern auch langfristige Chemo- und Strahlentherapien zeigen ihre Wirkungen. „Es ist wichtig, dem Körper in dieser Zeit die richtigen Nährstoffe zuzuführen, um ihn für diese schwere Situation zu stärken“, erklärt Diätassistentin Yvonne Lohwasser der Paracelsus Klink am See in Bad Gandersheim anlässlich des Tags der Ernährung am 7. März. „Im Laufe der Erkrankung und der Behandlung können unterschiedlichste Situationen und Herausforderungen auftreten. Das hängt stark von der Art der onkologischen Erkrankung ab. Vieles kann sich aber massiv auf die Ernährung oder das Essverhalten auswirken.“
Gesunde Ernährung für Körper und Seele
Generell, so der Rat der Expertin, sollte eine möglichst vollwertige und ausgewogene Ernährung das Ziel sein. Pflanzliche Lebensmittel sollten mehr im Vordergrund stehen, tierische Produkte nur als Ergänzung miteinbezogen werden. Häufige Nebenwirkungen (nach einer Krebserkrankung) wie Appetitlosigkeit oder Durchfall belasten den Körper und können zu Gewichtsverlust führen. Aber auch eine Gewichtszunahme, etwa durch die Einnahme von Medikamenten, sei möglich. „Mehr als 50 Prozent der Frauen nach einer Brustkrebserkrankung zum Beispiel leiden unter Gewichtszunahme“, weiß Yvonne Lohwasser. „Das liegt auch an der starken psychischen Belastung. Der Alltag hat seine Struktur verloren, man ist plötzlich arbeitsunfähig, nicht mehr belastbar. Man muss alles erst Mal ‚sacken‘ lassen. So kommt es oft dazu, dass Sport und Bewegung nach hinten geschoben werden und dem Essen, als Belohnung und Seelentröster, ein besonders hoher Stellenwert eingeräumt wird.“ Richtige Ernährung schaffe hier den Spagat zwischen dem, was der Körper physikalisch brauche und den seelisch notwendigen Genussmomenten für mehr Lebensqualität.
Ernährungsgewohnheiten ändern
Schwierig wird es für Patienten vor allem dann, wenn es darum geht, Ernährungsgewohnheiten zu verändern. Denn nicht alles ist für den Gesundheitszustand förderlich. „Die Aussage ‚Fleisch ist ein Stück Lebenskraft!‘ ist heute nicht mehr zeitgemäß. Jeder kann lernen, dass ein saftiger Linsenpuffer mit buntem-knackigen Gemüse und gerösteten Nüssen durchaus schmeckt und vor allem den Körper sättigt, ihn mit vielen gesunden Stoffen versorgt und den Heilungsprozess unterstützt bzw. das Imunsystem stärkt“, so Lohwasser.
Ebenfalls sollte Alkohol auf ein Minimum reduziert werden und auch geräucherte und gepökelte Lebensmittel sollten selten auf dem Speiseplan stehen. Absoluter Stopp gilt für schimmelbehaftete Lebensmittel, stark gegrilltes/gebratenes Fleisch oder verkohltes Brot oder Brötchen.
„Superfood“ wirkt keine Wunder
Ein absolutes Veto gibt es von medizinischer Seite auch für Superfoods wie Aronia-Beeren oder Chia Samen. „Es gibt keine Ernährungsform, die den Tumor ‚aushungern‘ kann oder gar einzelne Lebensmittel, die heilend wirken. Jede einseitige oder extreme Ernährung kann schädlich sein“, warnt die Diätassistentin. „Es gibt auch keine Diät gegen Krebs. Wir müssen immer wieder feststellen, dass Geschäftsmacher die Hoffnungen und Ängste unserer Patienten ausnutzen und viel Geld damit verdienen, unnütze Lebensmittel oder Diäten zu verkaufen.“ Wer in Sachen Ernährung Hilfe brauche, bekomme diese vom Facharzt oder der qualifizierten Ernährungsfachkraft in der Klinik seines Vertrauens. „Für viele Betroffene lohnt es sich, auf die Ernährung zu achten, um den allgemeinen Gesundheitszustand auch bei Krebsleiden zu verbessern“, zieht Lohwasser Bilanz. „Denn ein guter Ernährungszustand unterstützt die Therapie und verbessert die Lebensqualität. Die Ernährung verleiht dem Körper mehr Kraft, Lebensqualität und nicht zuletzt auch Genussmomente.“