Der Weg vom Erkennen in die stationäre Therapie bei Alkoholsucht
Etwa 1,6 Millionen Menschen in Deutschland zwischen 18 und 64 Jahren leiden laut Bundesgesundheitsministerium unter einer Alkoholsucht bzw. sind Alkoholkrank. In unserer Paracelsus Berghofklinik unterstützen in der Alkoholentwöhnung wir jährlich rund 500 Patientinnen und Patienten auf ihrem Weg zu einer langfristigen Abstinenz. Davon kommen ca. 65 % für eine Entwöhnung von Alkohol zur stationären Therapie in unsere Klinik.
Die folgenden Inhalte sollen einen Einblick geben, was es für eine erfolgreiche (stationäre) Therapie bei Alkoholsucht Paracelsus Berghofklinik braucht und wie wir Sie auf Ihrem Weg unterstützen.
Symptome einer Alkoholsucht
Treten beim Konsum von Alkohol körperliche und psychische Symptome auf, sprechen wir bereits von einer Alkoholsucht, die eine (stationäre) Therapie erfordern könnte. Symptome wie Dosissteigerung, aber auch Entzugserscheinungen oder Kontrollverlust über den Konsum nach dem ersten Glas treten initial auf. Aber wie verlaufen die Schritte bis dahin und welche Anzeichen können wahrgenommen werden?
Bis zur Alkoholabhängigkeit werden verschiedene Phasen durchlaufen, die sich über einen längeren Zeitraum hinweg erstrecken, sich durch verschiedene Merkmale kennzeichnen und schleichend entwickeln.
- Zunächst wird der Konsum als Problemlösungsstrategie eingesetzt, bis sich eine Gewohnheit einstellt (voralkoholische Phase).
- An der Grenze zum Alkohol-Missbrauch befinden sich Betroffene in der Einleitungsphase, wenn sich die Gedanken des Betroffenen immer stärker um den Alkoholkonsum drehen.
- Ein Kontrollverlust bis hin zu Veränderungen der Persönlichkeit kennzeichnen die kritische Phase.
- Treten erste organische Störungen auf, ist bereits die chronische Phase erreicht und eine körperliche Abhängigkeit vorhanden. Häufig folgt auch ein sozialer Abstieg.
Alkoholsucht: Therapie – Je schneller desto besser
Heißt: Aus einem harmlosen Gläschen Wein am Abend zur Beruhigung und zum Heben der Stimmungslage wird schleichend eine Toleranz aufgebaut, sodass eine immer höhere Menge an Alkohol benötigt wird, um dieselbe Wirkung zu erzielen. Aus „genüsslich am Abend“ wird tagsüber, der regelmäßige Konsum setzt ein und die Gedanken kreisen um das Suchtmittel. Ist der Konsum nicht möglich, treten erste körperliche Entzugserscheinungen auf. Mit Hilfe erster Verleugnungsmechanismen werden Probleme mit dem Alkoholkonsum zu diesem Zeitpunkt abgelehnt, sodass häufig Angehörige erste Anzeichen wahrnehmen und den Alkoholkonsum zur Sprache bringen.
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Als Grundstein geben wir zu Beginn der (stationären) Therapie bei Alkohol-Missbrauch ein erstes Basiswissen rund um Abhängigkeitserkrankungen an die Hand. Zum Beispiel geht es darum, ein Verständnis für die „Kernbegriffe“ wie Suchtdruck, Co-Abhängigkeit, Suchtverlagerung oder Rückfall zu entwickeln. Es geht beispielsweise aber auch darum, was Therapie überhaupt bedeutet, welche Vorstellungen und Erwartungen Sie an Ihre Therapiezeit haben. Insgesamt hilft das erlernte Wissen dabei Ängste und Vorurteile abzubauen sowie dabei, Hemmnisse sich auf die Therapie einzulassen zu reduzieren.
Mit Hilfe unserer psychotherapeutischen Begleitung analysieren wir im weiteren Verlauf Ihre individuelle Geschichte und aktuelle Lebenssituation für eine gezielte Therapie bei Alkoholsucht. Ziel ist es, ein individuelles Krankheitsverständnis aufzubauen sowie Fragen zu beantworten wie: Über welche Bewältigungsmöglichkeiten verfügen Sie? Schaffen Sie es diese anzuwenden? Nützen Ihnen diese für die Herausforderung der aktuellen Lebenslage? Zentral ist dabei die Frage, welche Rolle das Suchtmittel bisher dabei gespielt hat. Aufbauend wird erarbeitet, was Sie brauchen, um die aktuelle und zukünftige Lebenssituation ohne Suchtmittel zu bewältigen.
Am Ende Ihrer Behandlung zur Alkoholentwöhnung möchten wir, dass Sie zu Experten für sich und Ihre eigene Erkrankung werden. Dies ist wichtiges Werkzeug auf dem Weg zu einer langfristigen Abstinenz und um die Abhängigkeit als Krankheit für sich besser zu akzeptieren, anzunehmen und nach der (stationären) Therapie dem Alkohol fern zu bleiben.
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Für eine erfolgreiche Alkoholentwöhnung kommt es in entschiedenem Maß auf Sie an, auf die Motivation und Kooperationsbereitschaft unserer Patientinnen und Patienten. Möchten Sie nicht immer wieder an der gleichen Stelle ankommen, bedarf es neuer Wege. Das ist nicht immer leicht, es braucht Mut und Kraft. Gerne helfen wir Ihnen hierbei!
Für eine erfolgreiche Alkoholentwöhnung bedarf es zum einen die Bereitschaft hinzuschauen, auch wo es schmerzhaft ist. Bedeutet, auf das zu schauen, was bisher im Verborgenen war: auf Muster und Bewältigungsstrategien, auf Beziehungen und auf Verhalten. Aber auch auf Gedanken und Gefühle in der Vergangenheit, in der aktuellen Lebenssituation und im Hier und Jetzt.
Zum anderen benötigt eine erfolgreiche Alkohol Entwöhnungsbehandlung die Bereitschaft, neue Wege zu gehen. Die bisher verborgenen Gefühle werden beispielsweise im Laufe der Therapie entdeckt, sodass der Umgang damit erstmal erlernt werden muss. Dies erfordert neue Strategien und viel Übung. Oder bisher unbewusste eigene Muster werden mit der Therapie bewusst, die es zu überdenken gilt. Häufig stellt sich dann die Frage: Die eigenen bisherigen Muster waren sinnvoll, aber funktionieren sie auch heute noch für mich?
Unser Angebot lautet: Wir begleiten Sie auf diesem Weg – mal an Ihrer Seite, mal vor Ihnen oder auch mal hinter Ihnen. Wichtig ist dabei: Gehen müssen Sie als Patientin oder Patient alleine!
Alkoholentwöhnung: Stationäre Therapie bei Alkoholsucht
Was Sie bei uns erwartet
Wir begleiten und unterstützen Sie bei Ihrer stationären Entwöhnungsbehandlung (auch Alkohol-Reha genannt) in unterschiedlicher Form, an unterschiedlicher Stelle.
Sie durchlaufen bei uns Ihren Klinikalltag in der Gemeinschaft einer festen Bezugsgruppe von Mitpatienten. Die Basisbausteine unseres Angebots stellen dabei die Gruppentherapie, Ergotherapie und Sporttherapie dar. Ergänzt werden diese mit individuell angepassten Angeboten aus dem umfangreichen Indikativgruppenangebot wie z.B. Rückfallprophylaxe und Umgang mit Angst und Anspannung sowie Einzeltherapien.
Gruppentherapie
In der Gruppentherapie profitieren Sie vom Austausch mit den anderen Betroffenen. Über den gemeinsamen Blick auf die individuellen Themen können Erfahrungen ausgetauscht, neue Perspektiven gewonnen und neue Strategien im Umgang mit Problemen und Herausforderungen – alternativ zum Suchtmittel – entwickelt und geübt werden. Ebenso wird dabei für den Einzelnen deutlich, wie er mit sich selbst und anderen umgeht. Themen wie Selbstwertproblematik, Konfliktfähigkeit, aber auch Teamfähigkeit werden thematisiert. Häufig treten in der Gemeinschaft mit den Mitpatienten ähnliche Themen/Probleme auf wie im häuslichen Kontext z.B. in Paarbeziehungen, Herkunftsfamilien oder auch am Arbeitsplatz. Unsere Therapeuten stehen bei der Bewusstwerdung solcher Wiederholungen verdeutlichend zur Seite und unterstützen Sie bei der Suche nach Lösungen auch in Form von Langzeittherapien. Der Gruppenkontext bietet die Gelegenheit sich auszutesten und Neues zu erproben, wie bspw. seine eigene Meinung zu vertreten, sich abzugrenzen oder in die Gemeinschaft einzufügen.
Ergotherapie
Die Ergotherapie setzt sich zusammen aus Kreativ- und Arbeitstherapie. Hier kann die allgemeine körperliche und psychische Leistungsfähigkeit, aber auch die Fähigkeit zur Einhaltung von Arbeitsstrukturen und Absprachen oder das Verantwortungsbewusstsein verdeutlich, erprobt und verbessert werden. Ergänzend besteht über die Kreativtherapie die Möglichkeit, sich non-verbal auszudrücken und zu bearbeiten, was Sie innerlich bewusst und unbewusst beschäftigt. Gleichzeitig kann aber auch ausprobiert werden, was Ihnen gut tut und Spaß macht. Möglicherweise wird Ihnen ein Zugang zur eigenen Kreativität ermöglicht und die Alkoholentwöhnung wird dadurch erleichtert.
Sport- und Bewegungstherapie
Um die eigene körperliche Leistungsfähigkeit zu verbessern, aber auch um einen möglichst angstfreien Zugang zu verschiedenen Formen der körperlichen Betätigung zu bekommen, geht es in der Sport- und Bewegungstherapie. Zudem tut Bewegung nachweislich der körperlichen und psychischen Gesundheit gut und hat einen positiven Effekt auf die Genesung bei psychischen Erkrankungen wie einer Alkoholsucht.
Patientinnen und Patienten berichten über ihren Aufenthalt:
„Vor 20 Jahren war ich Patient in der Berghofklinik. Diese Zeit hat mich bis heute sehr geprägt. Es hat zwar nach der Therapie noch Rückfälle gegeben, aber ich bin mir heute sicher ohne diesen Aufenthalt in Bad Essen hätte ich es nicht geschafft. Seit über 10 Jahren bin ich nun zufrieden und trocken. Auch heute 20 Jahre später denke ich gerne an die Zeit in Bad Essen zurück.“
– Joachim
„Ich war für 4 Monate zur Entwöhnungstherapie wegen meiner Alkoholabhängigkeit in der Berghofklinik. Alle dort – Personal, Ärzte, Therapeuten, Schwestern – sind im Umgang mit den Patienten sehr empathisch und zugewandt. Konzeptionell und therapeutisch bin ich vollkommen überzeugt. Gruppen- und Einzeltherapie, Arbeits- und Kunsttherapie, Sport und Rückfallprophylaxe, Chor und Musik, Freizeit und Verpflegung – alles auf hohem Niveau. Wer wirklich bereit ist, an und mit sich zu arbeiten, der bekommt Unterstützung, Hilfe und Anleitung.“
– Isi
„Super abgestimmtes Gesamtkonzept. Vom Arzt, über die Schwestern, dem Physiotherapieteam, dem Küchenpersonal bis zu den Therapeuten und Reinigungskräften sind alle sehr zugewandt und freundlich. PERSÖNLICHE MEDEZIN ALS EIN ANSPRUCH FÜR ALLE ist ein Leitgedanke, den ich dort erleben durfte.“
– Lilli
Dass der Weg aus der Sucht gelingen und eine Therapie zur Alkoholentwöhnung Sie dabei unterstützen kann, zeigt eine persönliche Patientengeschichte mit einem Blick zurück und auf den Weg aus der Abhängigkeit. Sein Motto ist „Wer aufgibt, hat verloren!“.