Moderne Krebstherapien führen speziell bei Brustkrebs zu einer höheren Überlebensrate. Sie zeigen aber auch Nebenwirkungen, die frühzeitig behandelt werden sollten. Deshalb ist eine Reha bei Brustkrebs wichtig und sinnvoll.
In den letzten 20 Jahren wurden bei der Therapie von Brustkrebs große Fortschritte erzielt. Daraus resultierte eine Erhöhung der 5-Jahres-Überlebensrate von Brustkrebspatientinnen von 50 Prozent auf aktuell 80 Prozent. „Dies wurde vor allem durch eine zunehmende individualisierte und sogenannte „multimodale“ Therapie erreicht,“ so PD Dr. Hass, Chefarzt und Medizinischer Geschäftsführer der Paracelsus Klinik Scheidegg.
Multimodal bedeutet, dass Brustkrebs heute nicht nur mit Operation, Bestrahlung und Chemotherapie behandelt wird. Weitere moderne Therapieansätze wie antihormonelle Medikamente, Antikörper, Immuntherapeutika und Moleküle, die gezielt in den Stoffwechsel von Krebszellen eingreifen, gehören ebenfalls zur Akutbehandlung. „Diese Medikamente sind ein sehr großer Fortschritt und wichtig in der Bekämpfung von Brustkrebs“, erklärt PD Dr. Hass. Allerdings führen sie teilweise auch zu einer deutlichen Verlängerung der Krebstherapie sowie zu einer Zunahme von sehr unterschiedlichen Nebenwirkungen. Dazu gehören chronische Erschöpfung, Nervenreizungen sowie Konzentrations- und Merkfähigkeitsstörungen. „Seit Jahren sehen wir das in unserem Reha-Alltag. In unserem klinikeigenen Forschungsinstitut IREFOS untersuchen wir deshalb auch diese Nebenwirkungen“, fügt Chefarzt Dr. Hass hinzu.
Onkologische Reha wichtiger Bestandteil der Krebstherapie
Eine Studie aus dem Jahr 2022 des Forschungsinstitutes zeigte, dass zwei Drittel der betroffenen Frauen aufgrund der Krebsdiagnose sowie durch die teils chronischen Nebenwirkungen der Krebsmedikamente eine sehr hohe psychische Belastung aufweisen. Nach Meinung des Onkologen PD Dr. Hass wird daher die onkologische Rehabilitation immer wichtiger. „Gerade bei Brustkrebs sehen wir, dass Reha wichtig ist, um Folgestörungen der Akuttherapie frühzeitig zu behandeln und die Lebensqualität der Betroffenen wieder herzustellen“, so PD Dr. Hass. Auch die Entwicklung neuer Rehabilitationskonzepte betrachtet PD Dr. Hass als notwendig.
Die Paracelsus Klinik Scheidegg, eine der größten Rehabilitationskliniken in Deutschland mit Schwerpunkt Brustkrebs, entwickelte deshalb bereits spezielle, moderne Therapiekonzepte zur Behandlung dieser, teils neuartigen Nebenwirkungen. Die Weiterentwicklung dieser und neuer Konzepte treibt die Klinik ständig voran. In diesen Prozess eingebunden sind verschiedene Abteilungen, um den ganzheitlichen Ansatz zu gewährleisten.
Darüber hinaus integriert die Klinik bewusst auch sanfte, komplementäre Therapiemethoden. Dazu zählen z.B. Kneipp-Anwendungen, Pflanzenheilkunde und das sogenannte „Waldbaden“ in der schönen Allgäuer Natur rund um die Klinik. Denn Schlafstörungen, Anspannung oder klimakterische Beschwerden können z.B. durch eine pflanzenheilkundliche Begleittherapie in Form von Tees und Kräuterextrakten gelindert werden. Knie-, Wechselgüsse oder regelmäßiges Wassertreten kann bei chronischer Müdigkeit und zur Immunstimulation sehr hilfreich sein.
Behandlung von Nebenwirkungen entscheidend für Lebensqualität und Rückkehr in den Alltag
Wegen den unterschiedlichen Nebenwirkungen, aber auch der teils sehr langen Akut-Behandlung gehört die Förderung der beruflichen Teilhabe und die erfolgreiche Rückkehr zur Arbeit ebenfalls schwerpunktmäßig zum Therapiekonzept in der Scheidegger Reha-Klinik. Denn insbesondere die Rückkehr in die Normalität und damit auch in die Arbeit und das soziale Umfeld ist eines der wichtigsten Ziele für die betroffenen Frauen nach abgeschlossener Therapie. Auch deshalb ist eine Reha bei Brustkrebs wichtig und sinnvoll.