Die Paracelsus Elena Klinik in Kassel ist unter der Leitung von Chefärztin Prof. Dr. med. Brit Mollenhauer an einem bedeutenden Durchbruch in der Parkinson-Forschung beteiligt. In Zusammenarbeit mit internationalen Partnern wurde ein innovatives Testverfahren entwickelt, welches die Früherkennung von Parkinson bei Risikopatienten bis zu sieben Jahre vor dem Auftreten typischer motorischer Symptome ermöglicht. Diese neuen Ergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlicht.
Die Paracelsus Elena Klinik Kassel ist bekannt für ihre herausragende Expertise in der Neurologie und insbesondere in der Parkinson-Forschung. Die Klinik betreibt seit 2009 die De Novo Parkinson (DeNoPa)-Studie, die die Parkinson-Erkrankung von den ersten Symptomen an in einer Langzeitperspektive verfolgt. Diese umfangreiche Datenbasis war entscheidend für die Entwicklung des neuen Testverfahrens.
Das vierjährige Projekt, bekannt als PROPAG-AGING, wurde mit insgesamt sechs Millionen Euro von der EU gefördert und ist das Ergebnis einer internationalen Kooperation zwischen der Paracelsus Elena Klinik Kassel, der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und dem University College London (UCL). Das Forscherteam konnte mittels moderner Massenspektrometrie und künstlicher Intelligenz spezifische Proteine in Blutproben identifizieren, die als Biomarker für eine Parkinson-Erkrankung dienen.
„Potenzielle Patienten mit Parkinson können bereits im Voraus identifiziert werden, indem man die bedeutenden acht Proteine im Blut bestimmt.“, erklärt Prof. Dr. Brit Mollenhauer. „Positiv ist dann, dass durch frühzeitige medikamentöse Therapien der Verlauf der Erkrankung verlangsamt oder ihr Auftreten sogar verhindert werden kann.“
Zu den Mitautoren der Studie zählen aus der Paracelsus Elena Klinik neben Prof. Dr. Mollenhauer auch Prof. Dr. Claudia Trenkwalder, Dr. Sebastian Schade, Dr. Maria-Lucia Muntean und PD Dr. Friederike Sixel-Döring. Die Studie stellt nicht nur einen Meilenstein in der Diagnostik dar, sondern öffnet auch neue Wege für präventive Behandlungsstrategien.
In der aktuellen Studie wurden Blutproben von 99 Parkinson-Patientinnen und Patienten und 36 gesunden Kontrollpersonen mittels Massenspektrometrie analysiert. Dabei konnten 23 Proteine identifiziert werden, die als potenzielle Biomarker dienen. Durch maschinelles Lernen wurden acht dieser Proteine ausgewählt, die in der Lage sind, die Erkrankung bei 79 Prozent der Risikopatientinnen und Patienten bis zu sieben Jahre im Voraus vorherzusagen.
Die Paracelsus Elena Klinik setzt sich weiterhin intensiv für die Forschung und klinische Anwendung dieser Ergebnisse ein. Aktuell wird die Studie „Gesund Altern“ durchgeführt, in der 170.000 Personen im Alter von 50 bis 80 Jahren zu Risikosymptomen für Parkinson und Demenz befragt wurden. Diese groß angelegte Untersuchung soll die Datenbasis erweitern und die Einführung des neuen Testverfahrens in die allgemeine klinische Praxis ermöglichen.
„Unsere Vision ist es, durch bevölkerungsbasierte Untersuchungen einen zuverlässigen diagnostischen Test zu etablieren, der eine frühzeitige Intervention ermöglicht“, betont Prof. Dr. Mollenhauer. „Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend und geben Hoffnung auf eine zukünftige Verlangsamung oder sogar Verhinderung der Parkinson-Erkrankung.“
Plasma proteomics identify biomarkers predicting Parkinson’s disease up to 7 years before symptom onset. Jenny Hällqvist*, Michael Bartl*§, Mohammed Dakna, Sebastian Schade, Paolo Garagnani, Maria-Giulia Bacalini, Chiara Pirazzini, Kailash Bhatia, Sebastian Schreglmann, Maria Xylaki, Sandrina Weber, Marielle Ernst, Maria-Lucia Muntean, Friederike Sixel-Döring, Claudio Franceschi, Ivan Doykov, Justyna Śpiewak, Héloїse Vinette, Claudia Trenkwalder, Wendy E. Heywood, Kevin Mills#, Brit Mollenhauer#§. Nature Communications (2024). DOI: https://doi.org/10.1038/s41467-024-489613 *= shared first authors; #=shared last authors, §= correspondence