Die Paracelsus-Harz-Klinik ist spezialisiert auf die Behandlung von Long-Covid-Patienten, also Menschen, die an den Spätfolgen einer Coronaerkrankung leiden. Chefarzt Dr. med. Stefan Schwarz und sein Team arbeiten in der Abteilung für Atemwegserkrankungen (Pneumologie) gegen diese Spätfolgen der Pandemie. „Die dritte Welle der Infektion ist vorbei, aber bei uns geht es jetzt erst richtig los. Die Folgen sind zum Teil dramatisch”, erklärt der Mediziner. Mehr als 150 Patienten, die an den Spätfolgen einer Corona-Erkrankung leiden, hat er in diesem Jahr an der Fachklinik für Rehabilitation behandelt. Und es werden immer mehr.
Symptome von Long Covid und Post Covid
Typische Folge-Symptome wie Brustenge und Atembeschwerden treten bei fast allen Patienten auf, die an Long Covid oder Post Covid leiden. Aber die Patienten, die in die Klinik kommen, haben weitaus mehr Symptome als die bekannten Funktionsstörungen der Atmungsorgane. Ob langanhaltende Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, chronische Müdigkeit, Wortfindungsstörungen, Schwindel oder Schmerzen – das Spektrum der „Krankheit nach der Krankheit” ist groß. Und die Patienten kommen mit lang anhaltenden Beschwerden in die Rehabilitation. Begleiterkrankungen im Herz-Kreislauf-System, im neurologischen oder psychischen Bereich sind an der Tagesordnung.
Unterschied: Long Covid und Post Covid
Mittlerweile unterscheiden die Experten zwischen dem sogenannten Post-Covid-Syndrom mit Spätfolgen, die mehr als 12 Wochen nach der Infektion dauern, und dem sogenannten Long-Covid mit Folgen, die ab 4 Wochen nach akuter Infektion unabhängig von der Dauer weiter bestehen. Möglicherweise, so Dr. Schwarz, müsse man sich auch auf ambulante Behandlungen in der Nachsorge mancher Patienten über Monate oder Jahre einstellen. Allerdings befürchtet der erfahrene Arzt eine entstehende Versorgungslücke für Patienten, die nach dem Aufenthalt in der Rehaklinik ambulant weiter therapiert werden müssten. Das betrifft unter anderem Patienten, die wegen neurologischer Einschränkungen und allgemeinen Leistungsdefiziten auch nach der Reha ärztliche Unterstützung benötigen.
Spätfolgen von Corona interdisziplinär behandeln
In der Paracelsus Harzklinik behandeln die Fachärzte Long Covid Patienten fachübergreifend. So arbeiten die Experten der Abteilung Kardiologie in Bad Suderode unter deren Chefarzt apl. Prof. Dr. med. habil. Axel Schlitt, MHA und der Abteilung Pneumologie mit Chefarzt Dr. Schwarz eng zusammen. Mittlerweile ist ein spezielles Behandlungsprogramm etabliert. Die Klinik in Bad Suderode hat seit Jahresbeginn Stück für Stück ihr Therapiespektrum erweitert, um die Patienten umfassend behandeln zu können. Von Anfang an werden alle Symptome systematisch erfasst, insbesondere die Aspekte des weit verbreiteten chronischen Erschöpfungssyndroms. Ein Schwerpunkt ist das Training der Hirnleistung, um Konzentrationsstörungen entgegenzuwirken und die Gedächtnisfunktion zu unterstützen. Mithilfe einer neu angeschafften neurologischen Software lassen sich hier an mehreren Arbeitsplätzen Defizite genau feststellen und gezielt trainieren.
Spezielle Therapie gegen die Langzeitfolgen
Gleichzeitig gehen die Psychologen des Hauses in Einzel- und Gruppengesprächen auf die spezifischen Störungen der Patienten ein. Bei entsprechender Indikation bietet die Klinik darüber hinaus die gesamte Lungen-funktionelle und nicht invasive kardiale Diagnostik an. Ein erweitertes Physiotherapieprogramm unterstützt Patienten mit Long Covid oder Post Covid gezielt in ihrem Genesungsprozess. Insgesamt drei Wochen dauert die Rehabilitation mit einer zusätzlichen Option auf Verlängerung. „Zum Teil sind die Erfolge dabei sehr rasch zu sehen, zum Teil muss eine längere Rekonvaleszenz erfolgen, bis die Rückkehr in den beruflichen Alltag wieder möglich ist”, erklärt Dr. Schwarz. Stück für Stück nähere man sich aber bei jedem Patienten irgendwann dem Ziel an, die körperliche Leistungsfähigkeit wiederherzustellen, die Psyche zu stabilisieren und eine Rückkehr in den Alltag zu Familie und Beruf zu erreichen.
Long Covid besser verstehen
Fast täglich sehen die Experten der Paracelsus Harzklinik neue Zusammenhänge. Behandlungsmethoden müssen permanent den Erfordernissen der diagnostizierten Störungen angepasst werden – zum Teil ist das echte Pionierarbeit. Unter anderem pflegen die Fachärzte der Klinik einen engen wissenschaftlichen Austausch mit der Medizinischen Hochschule Hannover und anderen pneumologischen Reha-Fachklinken. „Wir wollen hier im engen Austausch mit unseren Kolleginnen und Kollegen die Behandlung langfristig weiter verbessern”, so Dr. Schwarz. Das Schönste aber sei, so der Chefarzt, wenn man es geschafft habe, seinen Patienten zu helfen. „Unsere Patienten sind zum Teil wirklich extrem dankbar für das, was wir hier tun”, resümiert der Mediziner. „Viele von ihnen sind mit ihren Beschwerden überhaupt nicht ernst genommen worden und haben einen langen Weg hinter sich, bevor Sie bei uns aufgenommen werden. Dazu kommt, dass so spezielle Behandlungsmöglichkeiten wie sie bei uns geboten werden, generell noch nicht überall verfügbar sind. Wer zu uns kommt, hat oft einfach das Gefühl, Glück gehabt zu haben.”