Die Paracelsus Rehakliniken werden mit den deutschen Rehakliniken der VAMED zusammengehen. Ziel ist es, in Deutschland einen der führenden Anbieter von Rehabilitationsmaßnahmen zu formen. Grund genug, um bei Phillip Fröschle dem CEO der Paracelsus Kliniken Deutschland, sowie dem Aufsichtsratsvorsitzenden Felix Happel nachzufragen, was dies für die Akut-Kliniken von Paracelsus bedeutet.
Herr Fröschle, das sind ja einschneidende Veränderungen für die Kolleginnen und Kollegen im Reha-Bereich. Wie ist das zu bewerten?
Phillip Fröschle: Nur positiv! Die Reha-Kliniken werden Teil der Gesundheitsgruppe VAMED – einem erfahrenen Partner mit starker regionaler Verankerung und internationaler Kompetenz. Das bietet hervorragende Entwicklungschancen – für das Unternehmen wie auch für die Mitarbeitenden.
Herr Happel, das legt ja die Frage nahe, was das für die Akutkliniken bedeutet. Sollen sie ebenfalls in einem größeren Verbund aufgehen?
Felix Happel: Nein. Die Paracelsus Akutkliniken sind und bleiben ein eigenständig geführtes Unternehmen mit einem klaren medizinischen Profil, einem starken Team und langfristiger Perspektive.
Die Integrität und das medizinische Profil unserer Klinikgruppe bleiben erhalten. Wir stehen als Management und Eigentümer hinter dem eingeschlagenen Weg. Unsere Akutkliniken sind ein starker, eigenständiger Baustein im Gesundheitswesen. Das wird auch durch die Entwicklung aller Akutkliniken in den vergangenen Jahren unterstrichen. Schauen Sie auf die Auslastung. Unsere Patientinnen und Patienten schätzen unsere medizinische Expertise und unseren auf den Menschen ausgerichteten Service.
Also alles in bester Ordnung, Herr Fröschle, obgleich die Stimmung im Gesundheitssektor seit Jahren nicht die beste ist?
Phillip Fröschle: In der Tat können wir mit der Entwicklung bei Paracelsus zufrieden sein. Das gilt für die Akutkliniken wie auch für die Kolleginnen und Kollegen bei der Reha. Vorteilhaft war, dass wir vor Jahren die strategische Entscheidung trafen, Akut und Reha jeweils in eigenen Gesellschaften zu organisieren. Das hat Kräfte freigesetzt. Aber richtig ist auch, dass wir unseren Patienten in unseren Akutkliniken einen noch besseren Service bieten könnten, wenn wir zum Beispiel weniger Bürokratie stemmen müssten. Wir haben das mal ausgerechnet und kamen auf mindestens 30 Prozent mehr Zeit für die medizinische Behandlung, wenn wir weniger Listen und ähnliches pflegen müssten. Belastend ist auch die schleppende und unklare Umsetzung der Krankenhausreform. Und schließlich wünschte ich mir eine Regulatorik, die Bürokratie abbaut und Umsetzungsfreiräume schafft. Dies fördert den Qualitätswettbewerb zwischen den Kliniken und führt damit zu einer besseren Patientenversorgung.
Was sind die wichtigsten Zukunftsprojekte für die Akutkliniken, Herr Fröschle?
Phillip Fröschle: Wir wollen die Möglichkeiten der Technologie noch stärker nutzen. Konkret den Mehrwert der Robotik. Wir setzen heute schon die Robotik in der Orthopädie, Neurologie und in der Onkologie ein.
Auf unserer Aufgabenliste steht darüber hinaus, dass wir die Prozesse für die Behandlungspfade weiter verbessern wollen.
Und schließlich bleibt die Daueraufgabe, die besten Fachkräfte für unsere Akutkliniken zu gewinnen. Der Wettbewerb ist groß. Wir wollen punkten als «Employer of Choice» mit flexiblen Arbeitszeitmodellen, einem guten Arbeitsumfeld und einer fairen Vergütung. Denn bei Paracelsus machen immer noch die Menschen den Unterschied, und das soll auch so bleiben.
Herr Happel, mit Ihrem Familienunternehmen hatten Sie 2018 Paracelsus aus der Insolvenz herausgekauft. Heute erinnert nichts mehr an diese schwierige Zeit. Paracelsus ist eine starke Marke, die Kliniken stehen solide da. Rückblickend, gibt es etwas, was Sie heute anders machen würden, oder sind Sie rundum zufrieden?
Felix Happel: Paracelsus hat sich super entwickelt. Das ist vor allem der Verdienst aller Mitarbeitenden, den Ärzten, dem Pflegepersonal und den Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung. Aber als Unternehmer darf man nie zufrieden sein mit dem Erreichten, weil man ansonsten stehen bleibt.
Rückblickend hätte ich mir gewünscht, dass wir mehr Zeit für strategische Diskussionen gehabt hätten. Tatsächlich mussten wir damals zusammen vor allem handeln. Heute würde ich für das Verständnis über die gemeinsame Reise auch noch klarer das Zielbild und die dafür notwendigen Maßnahmen kommunizieren. Gerade in schwierigen Zeiten sind klare Entscheidungskompetenzen und eine „Zahlen-Daten-Fakten“-Sprache von Bedeutung.
Herr Fröschle, Sie sind nun seit knapp 2 Jahren CEO von Paracelsus. Wie würden Sie jemanden in wenigen Worten erklären, was Paracelsus einzigartig macht?
Phillip Fröschle: Das Besondere an dem Paracelsus Team ist die Menschlichkeit, die Familienkultur, die uns zusammenhält und auszeichnet. Es ist die Bereitschaft, individuelle Lösungen für unsere Patienten, aber auch für die Kolleginnen und Kollegen zu suchen. Und es ist der Mut, mit dem wir Wandel und Veränderungen angehen. Diesen „Spirit“ sollten wir uns unbedingt bewahren.