10. März 2025 

Die eigene Therapeutenpersönlichkeit weiterentwickeln

  • Kooperation zwischen den Paracelsus Kliniken Bad Essen und der Universität Osnabrück
  • Einblicke in den Praktikumsalltag
  • Praktikum als Sprungbrett zur Festanstellung

Seit Sommer 2022 besteht eine Kooperationsvereinbarung zwischen den Paracelsus Kliniken Bad Essen und der Universität Osnabrück mit dem Institut Psychologie, wonach die Bad Essener Kliniken den Studierenden des Masterstudiengangs „Psychologie: Schwerpunkt Klinische Psychologie und Psychotherapie“ als „Akademische Kooperationseinrichtung für Psychotherapie der Universität Osnabrück“ für ihre verpflichtende berufsqualifizierende Tätigkeit zur Verfügung stehen. Ariann Helmer ist eine der ersten Praktikantinnen im Rahmen dieser Kooperationsvereinbarungen in den Bad Essener Kliniken gewesen und hat ihr dreimonatiges Praktikum in der Paracelsus Berghofklinik absolviert. Heute ist Ariann als Therapeutin fest angestellt in der Berghofklinik. Ein guter Anlass um auf die Praktikumszeit, ihre Learnings, ihre Erwartungen und Aufgaben in der Zeit zurückzublicken.

Vom kreativen Bereich in die Psychologie

Eigentlich war es Ariann’s Plan, im kreativen Bereich zu arbeiten. Nach einem Praktikum im Bereich Werbedesign stand jedoch fest: „Ich bin sehr gerne kreativ, aber beruflich möchte ich etwas anderes machen!“ Sie entschied sich für ein Fachabitur im Bereich Soziales und Gesundheitswesen. Verschiedene Praktika u.a. in einer psychotherapeutischen Praxis zeigten ihr: „Ich möchte Psychologie studieren! Ich habe in der Zeit für mich festgestellt, dass mich dieser Bereich besonders reizt, eben weil der wissenschaftliche Anspruch hoch ist und mich insgesamt noch mehr herausfordert“, erklärt sie weiter. Es folgte das Psychologiestudium im Bachelor und Master an der Universität Osnabrück.

Neue Eindrücke gewinnen und dazulernen

Für das verpflichtende stationäre Praktikum während des Masters entschied sich Ariann für die Paracelsus Berghofklinik als Praktikumsort. „Hauptargument war im ersten Moment der Standort. Die Klinik ist für mich gut erreichbar, da ich aus Bünde komme.“ Zudem sei es ihr eigener Anspruch mit einem Praktikum neue Eindrücke zu gewinnen und zu lernen. Deshalb sei auch der tiefenpsychologische Schwerpunkt der Klinik besonders reizvoll gewesen, da dieser Aspekt wenig Raum findet im Studium. Ebenso der gesamte Suchttherapie-Bereich. „Mir war klar, dass ich vielleicht die Erfahrung machen werde, dass die Bereiche Suchttherapie und Abhängigkeitserkrankungen im Arbeitskontext nichts für mich sind. Aber die Erfahrung wollte ich selbst machen. Das Praktikum war ein Schritt raus aus meiner Komfortzone.“, erklärt Ariann ihre Beweggründe. Nach wie vor werde der Suchtbereich unter den Therapeuten sehr klischeehaft behandelt: Die Arbeit sei schwierig und gestalte sich mit den Patienten oft kompliziert.

Weiterentwicklung der eigenen Therapeutenpersönlichkeit

Schnell wurde Ariann vom Gegenteil überzeugt. „Ich war tatsächlich überrascht, wie gut mir die Arbeit gefallen hat. Vor dem Praktikum stand immer fest, dass ich auf keinen Fall in einer Klinik arbeiten möchte. Ich hatte das feste Bild, dass die Patienten nur für eine kurze Zeit vor Ort sind und nach Hause müssen, wenn eine therapeutische Beziehung aufgebaut wurde. Das hat mich immer am Rehaklinik-Kontext gestört.“ Im Suchtbereich ist das Gegenteil der Fall. Die Patienten sind über einen längeren Zeitraum in der Klinik, sodass intensiv mit ihnen gearbeitet und Fortschritte während der Therapie mit verfolgt werden können. „Die drei Monate in der Berghofklinik haben meine eigene Therapeutenpersönlichkeit zudem noch weiter herauskristallisiert. Ich mag es konfrontativ zu arbeiten“, resümiert Ariann. Insgesamt blickt sie sehr positiv auf ihre Praktikumszeit zurück. Das Team habe sie super aufgenommen und sich gut aufgehoben gefühlt. Es sei ein guter Mix aus Mitlaufen, aber auch der Chance selbst Gruppen anzuleiten und eigene Ideen mit einzubringen gewesen. „Ich habe zum Beispiel eine eigene Tanzgruppe angeleitet, Entspannungsverfahren durchgeführt oder Gruppen wie Basiswissen Sucht.“

Aus dem Praktikum in die Festanstellung

Mittlerweile arbeitet Ariann fest im therapeutischen Team der Berghofklinik. „Ich habe mich im Praktikum immer sehr wohl in der Berghofklinik gefühlt. Als dann die Jobanfrage der Klinik kam, musste ich nicht lange überlegen. Mir macht die Arbeit Spaß und die Bedingungen passen. Zum Beispiel kann ich meinen Hund mit in die Klinik nehmen, was sehr entlastend ist. Ich habe einfach Glück gehabt,“ blickt Ariann zurück.

„Frischer“ Wind für die Kliniken

Auch Jana Kaiser, Standort Therapieleitung empfindet die Kooperation mit der Universität Osnabrück und den Studierenden als sehr gewinnbringend. „Eine Situation, die sehr bereichernd für uns ist, da regelmäßig „frischer“ Wind in unseren Klinikalltag kommt. Die Studierenden sind nah dran an aktuellen Forschungsständen und Entwicklungen in der Therapie. Ein Anreiz unsere Konzepte und Arbeitsweisen immer wieder zu aktualisieren bzw. zu reflektieren“, erklärt Kaiser. Neben der Übernahme von Therapieeinheiten wurden auch bereits erste Projekte, wie eine Gruppe „Achtsamkeit und Meditation“ eingebracht. An anderen Stellen würden die Praktikanten mitlaufen, sodass eine co-therapeutische Perspektive gewonnen werden könnte. Rückblickend sagt Jana Kaiser, dass sich die Kliniken im Laufe der 3-jährigen Kooperation hinsichtlich der Planung und Organisation verbessert haben und besser einschätzen könnten, was den angehenden Therapeuten zuzutrauen ist. „Am Anfang fehlte hier die Erfahrung. Vor der Kooperation sind die Praktikanten klassischerweise einfach mitgelaufen. Durch den hohen Praxisanteil des neuen Studiengangs bringen die Masterstudenten aber einen anderen Wissenstand mit in die Kliniken.“