26. Oktober 2022 

Der offene Umgang mit meiner Krebsdiagnose hat sich für mich richtig angefühlt

“Ich hab noch Leben” – Mit diesem authentischen Blog zum Thema Krebs, teilweise von Patientinnen und Patienten selbst aufgeschrieben, möchten wir Mut machen und verschiedene Wege zurück ins Leben aufzeigen. Denn eines haben wir von den Betroffenen gelernt: Das Leben ist immer lebenswert.

Diese Geschichte ist eine von vielen unserer onkologischen Patientinnen und Patienten. Weitere Geschichten haben wir hier im Menü für Sie verlinkt. Schauen Sie rein. Jede einzelne geht ans Herz!


Katja Richter, 45 Jahre und zweifache Mama, Brustkrebs

Da ist etwas. Etwas was da nicht hingehört. So viel war sich Katja Richter sicher, während sie ihre Brust abtastete. Verunsichert sucht sie Rat bei ihrem Frauenarzt. Nach der Mammographie und einer Gewebeentnahme (Biopsie) bestätigte sich der, von ihr schon im Vorfeld gehegte Verdacht: Brustkrebs. Die Diagnose traf sie wie ein Stich ins Herz. Nicht nur das bevorstehende Weihnachtsfest mit der Familie, sondern auch der Strudel der eigenen Gedanken der Magdeburgerin waren beschattet von Negativem.

Mama ist krank. Mama wird aber wieder gesund.

Die Sorge um ihre Kinder, insbesondere um ihre jüngste Tochter, stellten die Sorgen um sich selbst vollkommen in den Schatten. „Meine Tochter ist doch erst 8 Jahre alt. Was ist, wenn ich sterbe. Sie kann in ihrem jungen Alter nicht ohne Mutter aufwachsen“. Die Krebsdiagnose fühlte sich wie ein Todesurteil an und pure Verzweiflung machte sich bei Katja Richter breit. Ein einstündiges Gespräch zusammen mit ihrem Frauenarzt und ihrem Mann brachte ein bisschen Beruhigung, Ordnung in den Gedanken-Strudel und hilfreiche Informationen über den weiteren Behandlungsablauf. So schnell, wie die Verzweiflung gekommen war, so schnell stand auch ihr künftiges Motto fest: Der Krebs ist da. Der Krebs muss wieder weg. Und zwar so schnell wie möglich. In vielen Gesprächen mit ihren Kindern kommunizierte sie: „Mama ist krank. Mama wird aber wieder gesund.“ Zum Schutz ihrer Tochter erwähnte sie das Wort Krebs nicht. Zum Glück nahmen alle Familienmitglieder die Sache gut auf. Der Kampf gegen den Krebs und sein Besiegen standen bei Katja Richter jetzt an erster Stelle. Denn eins wollte die zweifache Mama auf keinen Fall: ihr liebenswertes Leben aufgeben!

Gut informiert ist halb gewonnen

Kurz vor Weihnachten erfolgte der operative Eingriff. Katja Richter war sich schon sicher, dass eine Chemo im Anschluss folgen würde. So überraschte es sie wenig, dass die behandelnden Ärzte eine Chemotherapie anberaumten. Im Januar dieses Jahres begann ihre Chemotherapie für ein halbes Jahr mit anschließender Bestrahlung. „Ich habe mich in meinen freien Minuten viel informiert. Ich habe gelesen und gelesen. Gefühlt habe ich alles gelesen, was es zu lesen gab. Daher wusste ich auch über möglich Nebenwirkungen Bescheid.“ Bei Katja Richter kein Schock als die Haare mit der Zeit ausfielen. Der Griff zu einer Perücke für sie eine Selbstverständlichkeit, denn auf mitleidige Blicke konnte sie verzichten. Schlimmer für sie war jedoch das Ausfallen von Augenbrauen und Wimpern, was mit der Bestrahlung zum Ende ihrer Krebstherapie auftrat. Mit einem leichten Lächeln erzählt sie: „Ich habe zwar vieles über Nebenwirkungen gelesen, aber hierzu leider nichts.“ Doch die Sachsen-Anhalterin hat durchgehalten und bestätigt „gleich nach der Bestrahlung, fingen die Haare auch alle langsam wieder an zu wachsen“. Während der Therapie, fühlte sie sich oft körperlich schwach. Der 20-minütige Spaziergang wurde das ein oder andere Mal zur echten Herausforderung. Aber auch das brachte Katja Richter nicht von ihrem Ziel ab.  

Offenheit und Ehrlichkeit

Ein offener Umgang mit Krebs? Für viele nicht denkbar. Behaftet mit Scham und Angst. Nicht für Katja Richter. Ein offener Umgang mit ihrer Diagnose war ihr nicht nur im Familien- und Freundeskreis wichtig, sondern auch bei ihren Kolleginnen und Kollegen. Immerhin fiel sie für fast ein Jahr aus und konnte ihren Job nicht in der Intensität ausüben, wie vor der Krebsdiagnose. Daher schrieb sie eine offene Mail auf ihrer Arbeitsstätte. „Ich wollte damit kein Mitleid erzeugen. Sondern Klarheit. Mein offener Umgang mit der Krebsdiagnose fühlte sich für mich richtig und gut an. Ich glaube im Nachhinein, dass ich dadurch auch viel Unterstützung erhalten habe – sei es in der Nachbarschaft oder im Bekanntenkreis. Mittels dieser Unterstützung konnte ich meine Krebstherapie leichter meistern.“

Warum Ich? Weil ich stark genug bin, es zu schaffen

Warum hat der Krebs mich getroffen? Eine Frage, die bei Krebspatienten nicht selten vorkommt. Katja Richter hat eine persönliche Antwort für sich gefunden: Weil ich stark genug bin, diese Krankheit zu überstehen. Woher ihre innere Stärke kommt? „Aus meinem bisherigen LEBEN und der LUST am Leben! Ich mag mein Leben und das, was ich mir zusammen mit meinem Mann aufgebaut habe. Ich liebe meine Familie, meine Freunde und meinen Job. Jeden Tag aufs Neue. Und genau dieses Leben und diese Lust wollte ich zurückerlangen.“ Aus diesem Grund entschied sie sich auch für eine Anschlussheilbehandlung in der Paracelsus Klinik am See in Bad Gandersheim. Hier aus der Reha kann Katja Richter zurückblickend sagen: Ziel erreicht. „Mit geht es gut und ich stehe wieder kontrolliert mit beiden Beinen in meinem selbstgestalteten Leben. Ich freue mich unglaublich, wenn es ab Oktober wieder zurück an meinen Arbeitsplatz geht. Besser geht es kaum.“

Für die Zukunft bleibt ihr folgender Wunsch: „Ich wünsche mir, dass es in meinem Leben bei dieser einen Krebserfahrung bleibt und ich weiterhin meine Lust am Leben voll ausschöpfen kann.“