“Süchtig nach Leben” – Jeder Weg in eine Abhängigkeit ist vielschichtig, facettenreich, sehr persönlich und individuell. Mit diesem SehnSuchtblog möchten wir die persönlichen Geschichten dahinter beleuchten, Suchttherapie-Möglichkeiten aufzeigen, bestärken, den Weg aus der Sucht zu gehen und Lebenslust versprühen. Denn: Das Leben ist schön, sogar wunderschön. Und zu schön, um es vom Suchtmittel beherrschen zu lassen.
Die letzten Tage einer meist mehrmonatigen stationären Suchttherapie brechen an. Die Verabschiedung von allen Mitpatientinnen und Mitpatienten steht bevor, der Blick richtet sich Richtung Heimat und die Frage kommt auf „Wie wird das Leben nach meiner stationären Therapie? Ist es einfach, dieses neue Leben danach?“.
Während des mehrmonatigen Aufenthaltes sortieren unsere Patientinnen und Patienten mit unserer Hilfe ihr Leben neu. Neue Wege werde eingeschlagen, alte Verbindungen möglicherweise abgebrochen und neue Perspektiven geschaffen. Mit dem Ende der Therapie heißt es, die neuen Wege und Perspektiven weiterzugehen und fortzuführen. Ist das einfach? Nein, das ist es nicht. Lohnt es sich? Aber hallo! Eine ehemalige Patientin Frau W. bringt es in ihrer Verabschiedung auf dem Punkt: „Ich für meinen Teil bin rückblickend unfassbar dankbar, dass es mir gelungen ist den Schritt in die stationäre Therapie zu gehen und mich nicht durch meinen Konsum umzubringen. Nüchtern und nicht mehr betäubt kann ich nun feststellen: Das Leben ist schön, sogar wunderschön!“ Zu dem Zeitpunkt war es ihr 146. Tag ohne Alkohol. Das Zählen wollten sie zu Hause fortführen, denn jeder einzelne Tag lohnt sich.
Tägliche harte Arbeit
Nicht vom Weg abzukommen und die neuen Ziele nicht aus den Augen zu verlieren ist tägliche harte Arbeit. Das „trockene und abstinente Leben“ ist keine Garantie. „Auch nach 33 Jahren, berichtet der Ehemalige Herr T, muss ich täglich dafür arbeiten, dass ich nicht wieder in den Teufelskreis zurückfalle. Ich sage immer „mein Schalter ist auf ewig kaputt“ Meine Frau ist meine größte Stütze auf diesem Weg.“ Sein Rat für die Zeit nach der stationären Therapie: Offene und ehrliche Kommunikation mit dem persönlichen Umfeld.
Am Ball bleiben und weitermachen
Blickt die ehemalige Patientin Frau W. auf ihre Zeit nach der Therapie zurück, ist ihr wichtig zu betonen, dass es viele gute und sehr schöne Momente gab, für die es sich immer gelohnt hat, am Ball zu bleiben und weiterzumachen. Es gab aber auch die andere Seite, die weniger schönen und nicht guten Momente. Diese haben ihr alles abverlangt. Ihr Rat: Blickt die ehemalige Patientin Frau W. auf ihre Zeit nach der Therapie zurück, ist ihr wichtig zu betonen, dass es viele gute und sehr schöne Momente gab, für die es sich immer gelohnt hat, am Ball zu bleiben und weiterzumachen. Es gab aber auch die andere Seite, die weniger schönen und nicht guten Momente. Diese haben ihr alles abverlangt. Ihr Rat: Für diese Situationen gilt es sich stark zu machen und Kraft durch die Therapie zu gewinnen. „Das Leben außerhalb der Berghofklinik hat mich früher oder später an meine Grenzen gebracht. Gelegentlich hat es mich auch auf eine harte Probe gestellt und mich in die Knie gezwungen. Wenn ich dachte es geht nicht schlimmer, forderte mich das Leben noch einmal so richtig heraus.“ Für sie ist klar: Wer die Therapiezeit nicht nutzt, seinen Hintern nicht hochbekommt, nicht mitmacht und nicht für sich herausfindet, warum und wieso das Suchtmittel zum Teil des Lebens wurde, wofür und vor allem in welchen Situationen es zum Einsatz kam, wird es vermutlich nicht schaffen! „Die Therapie in der Berghofklinik war für mich eine wirklich reelle und greifbare Chance, mein Leben zu verändern. Das Leben hält nicht unendlich viele solcher Chancen bereit. Vielleicht war es meine einzige Chance, wer weiß. Ich habe sie auf jeden Fall genutzt!“ Suchtkrank zu sein sei keine Schande, es jedoch nicht ernsthaft versucht zu haben, das Ruder rumzureißen schon. Wie angekündigt hat Frau W. nach ihrer Entlassung weitergezählt. Als sie sich bei uns meldete waren es bereits mehr als 476 Tage ohne Alkohol. „Es fühlt sich noch immer großartig an!“, resümiert sie abschließend.
30 Jahre Abstinenz
Herr F. entschied sich nach der stationären Therapie bei uns mit 45 Jahren noch einmal für ein Studium in einer fremden Stadt, absolvierte Auslandseinsätze bei der Bundeswehr und übernahm ehrenamtliche Tätigkeiten. Rückblickend sagt er, dass all diese neuen Lebensumstände nur möglich waren, weil er seine Verhaltensweise nach der Therapie kontinuierlich und Schritt für Schritt geändert hat. „Eine neue Wohnung mit neuem Mobiliar hat dazu beigetragen, dass ich mich zu Hause wieder sehr wohl gefühlt habe.“ Seine Freizeit füllte er mit Freizeitsport, kommunaler Politik und sozialen Projekten aus. Natürlich gab es auch große Unsicherheiten und Schicksalsschläge wie den Verlust seiner Partnerin in seinem Leben nach der Therapie, jedoch hat er einen anderen Umgang mit solchen Situationen erlernt. „Hätte ich mich früher zurückgezogen und mit Alkohol den Trauerschmerz „betäubt“, bin ich nun offen mit meinen Gefühlen umgegangen und habe mit meiner Selbsthilfegruppe und guten Freunden während langer Spaziergänge über meinen Schmerz und die Trauer gesprochen.“ Die Gespräche sorgten für Stabilität und bewahrten vor einem Rückfall. Heute kann er auf über 25 Jahre Abstinenz zurückblicken!