“Ich hab noch Leben” – Mit diesem authentischen Blog zum Thema Krebs, teilweise von Patientinnen und Patienten selbst aufgeschrieben, möchten wir Mut machen und verschiedene Wege zurück ins Leben aufzeigen. Denn eines haben wir von den Betroffenen gelernt: Das Leben ist immer lebenswert.
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Klaus Gürke, 62 Jahre, Hautkrebs
Der letzte Hautkrebsvorsorgetermin war erst Anfang des Jahres. Klaus Gürke nimmt Vorsorgetermine sehr gewissenhaft wahr. Doch diesmal hatte er sich einmal zu früh in Sicherheit gewogen. Eines Tages unter der Dusche bemerkte er, dass etwas an seinem linken Arm nicht stimmte. Da war er, dieser kleine Pickel. So unscheinbar am Unterarm. Während des Duschens ging er dann auch noch auf. Das machte Klaus Gürke stutzig. Der Gang zum Hautarzt brachte Gewissheit: Hautkrebs!
Doch egal wie anstrengend die Zeit, die nun vor ihm lag, auch sein mochte, eine große Freude begleitete Klaus Gürke durch die Phase: die Freude an Kunst. „Ich kann jedem nur raten: Hobbys sind in der Zeit einer Krebsdiagnose sehr wichtig.“ Wie wichtig, sollte er bald selbst erfahren.
Die Diagnose Hautkrebs
Ist das auffällige Hautareal gut- oder bösartig? Mit Hilfe der Biopsie wurde verdächtiges Gewebe entnommen und untersucht. Nach voreiliger Diagnosestellung hieß es zunächst, es handle sich um weißen Hautkrebs. Nachdem weitere Untersuchungen folgten, erhielt Klaus Gürke schlussendlich Anfang April die Diagnose: malignes Melanom, der sogenannte schwarze Hautkrebs. Die Diagnose traf Klaus Gürke völlig unerwartet. „Ich war erst drei Monate zuvor beim Hautkrebs-Screening, dort wurde nichts festgestellt“, schaut der Rheinländer zurück. Das kommt leider vor, da schwarzer Hautkrebs sehr schnell wachsen und früh streuen kann. Klaus Gürke gibt zu: „Ein bisschen habe ich mich schon geärgert, dass es nicht schon bei der Vorsorge erkannt wurde.“ Aber er nimmt es mit seiner rheinländischen Art „gelassen“.
Zwischen Umzugskartons und OP-Vorbereitung
Der Hautkrebs befand sich noch in einem frühen Stadium, so dass das Melanom durch eine Operation entfernt werden konnte. Der OP-Termin wurde auf den 22. April datiert. Nicht mal zwei Wochen später. Für Klaus Gürke ging es in dieser Zeit Schlag auf Schlag. Es blieb kaum Zeit zum Durchatmen und Nachdenken. „Ich glaube, im Nachhinein war das gar nicht so schlecht, dass alles so schnell ging. Denn klar ist, eine Krebs-Diagnose lässt in gewisser Weise die Endlichkeit ins Bewusstsein rücken. Da ich allerdings parallel noch im Umzugsstress steckte, war kein Platz für Traurigkeit oder negative Gedanken.“
Der Umzug brachte ihn allerdings zum Schwitzen. Denn die 77 Kartons sollten noch vor der OP ausgepackt und verstaut sein. Mit Hilfe von Freunden packte er es an. Und die Mühen lohnten sich. Die neuen vier Wände im 7. Stock, über den Dächern von Duisburg, luden von der ersten Minute zum Wohlfühlen ein. Insbesondere die Helligkeit und die Sonnenterrasse gaben Klaus Gürke ein Entspannungsgefühl, welches auch nach der OP zu Genesung beitrug. Gleichwohl brachte die Sonnenterrasse mit Südausrichtung auch ein mulmiges Gefühl. Die zwei großen Sonnenschirme für die Terrasse gehörten zu den ersten neuen Möbelstücken.
Die Operation
Eine 20 Zentimeter lange Narbe zeichnet nun dem Arm von Klaus Gürke. Das Melanom wurde mit einem gewissen Sicherheitsabstand entfernt. Da die Tumordicke mehr als 1 mm betrag, wurden prophylaktisch zusätzlich auch zwei umliegende Lymphknoten (Wächterlymphknoten) aus der linken Achsel entfernt. Die Wächterlymphknoten sind die Lymphknoten, die im Lymphabflusssystem dem Tumor am nächsten liegen und bei einer Ausbreitung von Krebszellen über die Lymphe zuerst befallen werden. Die Operation hat insgesamt zwei Stunden angedauert. Nach vier Tagen wurde Klaus Gürke entlassen und übernahm die Wundversorgung zu Hause größtenteils selbst. Was blieb: ein dicker Arm. Im Anschluss an die Operation musste regelmäßig Lymphflüssigkeit abgesaugt werden. Die Armdicke kehrte langsam zur Normalität zurück. Die Erinnerung hieran blieb jedoch: „Diese Nachbehandlung, die stetigen Spritzen in die Achsel, waren sehr unangenehm.“
Die Reha Maßnahme in Bad Gandersheim
„Mit einem tauben, fast gefühllosen, Arm und einer anhaltenden Müdigkeit und Erschöpfung trat ich meine Reha in der Paracelsus Klinik am See in Bad Gandersheim an. Schnell merkte ich, dass ich hier zu neuer Kraft gekommen bin.“ Woran das lag? „Die Mischung der Therapien und Freizeitaktivitäten“, fasst Klaus Gürke zusammen. „Insbesondere die Narbenbehandlung, Yoga, Krafttraining und Bogenschießen führten dazu, dass ich wieder mobiler und mein Arm beweglicher wurde. Die Erschöpfungsphase hatte ich spätestens dann überwunden, als ich unterschiedliche Freizeitaktivitäten, wie Fahrrad fahren, Tagesausflüge in den Harz oder ein Besuch der Gandersheimer Domfestspiele antrat. Die Region um den Harz lädt förmlich zur Bewegung und Aktivität ein.“ Während der Reha konnte sich Klaus Gürke auskurieren, Energie sammeln und ist nun bereit für seine Wiedereingliederung zurück an seinen Arbeitsplatz.
Ausgleich durch kreatives Schaffen
„Was mir ebenfalls geholfen hat, mich zu entspannen, abzuschalten und mich mit Positivität erfüllt, ist mein kreatives Hobby: Bilder aus Briefmarken und Aquarell zu gestalten. Dieses habe ich schon vor meiner Erkrankung begonnen und war erleichtert, dass ich es auch nach der OP, trotz eingeschränkten linken Armes, weiterführen konnte. Das kreative Arbeiten stärkt insbesondere meine Konzentration und hat mich gut über die Zeit nach der Operation zu Hause gebracht. Jetzt weiß ich selbst, wie wichtig Hobbys sein können. Sie lenken ab, geben Hoffnung und schenken Selbstvertrauen in sich und seinen eigenen Körper.“ Folgende Bilder sind in der Zeit nach der Tumor-Operation von Klaus Gürke entstanden:
Ein letzter Apell: „Krebsvorsorge! Vor allem wir Männer sind da voraussichtlich immer etwas zögerlicher als Frauen. Aber insbesondere bei Hautkrebs ist das regelmäßige Screening ein A und O. Auch wenn es bei mir nicht gleich den gewünschten Effekt hatte, nehme ich die kommenden Vorsorgetermine erst recht wahr. Und zum Schutz vor Hautkrebs natürlich die Sonne nicht unterschätzen“, fasst Klaus Gürke augenzwinkernd zusammen.