„Es ist fast wie ein zweites Leben“, sagt Karl-Christian F. kurz nach seiner Behandlung in der Paracelsus-Elena-Klinik.
Mehr als 40 Jahre lang litt der 83-Jährige an essentiellem Tremor, einem starken, unkontrollierten Zittern der Hände, das bei ihm mittlerweile den gesamten Oberkörper und den Kopf betraf. Er konnte kein Wasserglas mehr halten, schreiben war für ihn seit Jahren nahezu unmöglich. Sein gesellschaftliches Leben hatte er stark eingeschränkt. „In den wenigen Cafés, in die ich mich noch getraut habe, habe ich mich immer in die hinterste Ecke, mit dem Rücken zu allen anderen gesetzt, damit ich nicht die ganze Zeit angestarrt wurde“, berichtet er. Zwar habe er sich über die Jahre an Blicke gewöhnt, eine gewisse Scham blieb jedoch. Eine schwere Situation für den lebensfrohen und ansonsten noch top fitten Rentner, der mit seiner Partnerin viele Zukunftspläne hat und noch einiges von der Welt sehen möchte.
Vor einigen Wochen wurde er als erster Patient in der Elena-Klinik mit dem fokussierten Ultraschall gegen den Tremor behandelt. Mit großem Erfolg! Das Zittern auf der rechten, der behandelten Körperseite, hat komplett nachgelassen. Und auch die linke Hand, der Oberkörper und Kopf zittern viel weniger. „Diese Ruhe in mir ist für mich kaum zu begreifen. Manchmal sitze ich einfach nur ganz still da und freue mich“, sagt er selber über den Erfolg des Eingriffs.
Die magnetresonanzgesteuerte, hoch fokussierte Ultraschallmethode (MRgFUS) ermöglicht es, den Tremor ohne operativen Eingriff, nur durch gezielte Ultraschalleinwirkung auf das entsprechende Areal im Gehirn, signifikant zu reduzieren. Ein interdisziplinäres Team aus Neurochirurgen, Neurologen und Radiologen nutzt die Magnetresonanztomografie, um die etwa zwei Millimeter große Zielstelle im Gehirn zu identifizieren, die dann mit Ultraschallwellen aus bis zu 1000 Richtungen durch Erhitzung deaktiviert wird. Temperaturen zwischen 55 und 60 Grad Celsius sind erforderlich, um die Stelle dauerhaft auszuschalten. Mit niedrigeren Temperaturen wird vorab die Wirkung auf den Tremor getestet, damit man absolut sicher ist, das exakte Areal zu treffen. Der Eingriff dauert drei bis vier Stunden, die Ergebnisse sind sofort messbar. „Das MRgFUS-System ist ein wichtiger Meilenstein in der Therapie des Tremors und damit auch für Parkinsonpatienten. Wir sind stolz, diese Methode in Kassel anbieten zu können“, sagt Prof. Dr. Brit Mollenhauer, Chefärztin der Elena-Klinik.
Nun trafen wir Karl-Christian F. erneut, um zu erfahren, wie es ihm die ersten Wochen nach dem Eingriff ergangen ist. Gut gelaunt und lachend sitzt er vor uns: „Ich habe Obstkuchen mit Sahne gegessen“, freut er sich mit strahlenden Augen. Eine Normalität, sollte man meinen, für ihn jedoch seit vielen Jahren undenkbar gewesen. Er bezeichnet den Eingriff als Segen und rät allen Betroffenen, über den Eingriff mit dem fokussierten Ultraschall nachzudenken. „Natürlich,“ sagt er, „sind es mal ein paar Stunden in dem MRT-Gerät, die etwas unangenehm sind – das Stillliegen, das Gestell am Kopf. Aber man ist nicht allein – das Team der Elena-Klink kümmert sich rührend um einen – und anschließend ist es umso schöner für den Rest des Lebens! Was sind dagegen schon ein paar Stunden Zähne zusammenbeißen!“ Karl-Christian F. freut sich nun auf die erste Reise ohne seinen lästigen Begleiter – das Zittern – und auf noch hoffentlich viele gesunde Jahre mit ganz viel Schlagsahne!