4. Juli 2024 

Nachgefragt: 90 Tage Pflegedienstleiter

Seit 1. April 2024 ist Claus Schirge unser neuer Pflegedienstleiter. Nach seinen ersten 90 Tagen als Pflegedienstleiter interessiert uns natürlich, wie seine bisherige Einarbeitungszeit verlief, was ihm gefällt, wo er Optimierungspotential sieht und was ihn generell so umtreibt. Wir haben nachgefragt.

Ja, ich bin noch immer sehr angenehm überrascht, dass sich alle in der Klink und darüber hinaus viel Zeit für mich genommen haben. Ich wurde sehr gut aufgenommen und in allen Bereichen gut eingearbeitet. Ich hatte auch schon Gelegenheit im Rahmen eines PDL-Arbeitstreffens meine Amtskollegen aus den anderen Reha-Kliniken persönlich kennenzulernen und mit Ihnen an der Weiterentwicklung der Prozesse und der Digitalisierung zu arbeiten. In diesem Rahmen habe ich auch Phillip Fröschle persönlich kennengelernt. Er konnte mich schnell mit seiner Begeisterung für die Kliniken anstecken.

Im Haus habe ich zu allen Abteilungen einen guten Kontakt aufbauen können. Dies wurde mir durch die offene Art und empathische Kommunikation aller Mitarbeitenden leicht gemacht.  

In den Akutklinken ist vieles nicht planbar. Der Gesundheitszustand akut Erkrankter schwankt häufig stark, Aufnahmen und Entlassungen sind durch Notfälle oder überraschende Verlegungen ebenfalls nur in geringem Umfang vorherzusehen. Daneben sind die Aufenthaltszeiträume im Akut-Krankenhaus deutlich kürzer, so dass häufig Probleme, die Patienten neben ihrer akuten Erkrankung mitbringen, kaum wahrgenommen werden können. Oft fehlen auch Hintergrundinformationen bzw. Krankenvorgeschichten.  Hier im Haus sind nahezu alle Abläufe planbar bzw. geplant. Die Krankengeschichte der Patienten ist schon vor deren Aufnahme bekannt. So kann ich sowohl bei meiner Arbeit mit Patienten als auch bei meinen Leitungsaufgaben wesentlich strukturierter arbeiten. Dadurch entstehen Zeitressourcen, die ich für die Planung und Umsetzung von Verbesserungen nutzen kann. Das kommt Patienten, Mitarbeitern und auch der Klinik als Ganzes zugute.

Als Pflegefachkraft in der Reha: Gibt es etwas, was dich überrascht, erstaunt oder was du so nicht erwartet hast?

Ich konnte in meiner Laufbahn im Pflegeberuf schon zwei andere Reha-Kliniken kennenlernen, so dass die Reha-Branche nicht ganz neu für mich war. Dennoch beeindruckt mich immer wieder, dass wir unseren Patienten, trotz der Vielzahl an Therapien, die sie verordnet bekommen, ein Urlaub ähnliches Gefühl vermitteln können.

Ebenso ist es schön zu sehen, wie schnell sich Patienten, die häufig kurz nach großen Eingriffen und anstrengenden Behandlungsmaßnahmen zu uns kommen, sehr schnell erholen. Dabei mitzuwirken, macht zufrieden und auch zuversichtlich für den Fall, selbst einmal Betroffener zu sein.

Obwohl ich in meiner Vorbereitung auf diese Stelle darüber informiert war, hat es mich dennoch überrascht zu sehen, dass der überwiegende Teil unserer Patienten ungefähr in meinem Alter ist. Das täglich zu erleben, statt “nur” darüber zu lesen, macht mich regelmäßig dankbar: ich darf Gutes für meine Patienten tun und bin selbst gesund. In meiner vorhergehenden Position hatte ich es viel mit älteren Patienten zu tun. Krank sein hatte ich daher unterbewusst dem Alter zugeschrieben. Dass ich gesund bin wird mir hier noch bewusster und wertvoller.

Was gefällt dir hier in unserer Klinik besonders?

Da kann ich mich nur wiederholen: Alle Mitarbeiter, egal aus welchem Bereich oder welche Position sie haben, sind immer empathische und kompetente Gesprächspartner. Das Miteinander im Haus habe ich bei einem Betrieb dieser Größe in dieser guten Qualität bislang noch nicht kennengelernt. Sehr positiv finde ich auch, dass ich es hier immer mit gut gelaunten Menschen zu tun habe. Das trifft sowohl für Mitarbeiter als auch für Patienten zu. Bislang hatte ich nur nette Kontakte. Jeden Morgen, wenn ich zur Arbeit fahre, fällt mir die wunderbare Lage der Klinik auf. Ich genieße den Blick in die Berge bei jeder Gelegenheit. Ich wurde auch schnell ein Fan unserer Küche.  

Wo siehst du Optimierungspotential – im Team, aber auch in der gesamten Klinik?

Das Pflegeteam setzt sich aktuell beinahe exakt zur Hälfte aus langjährigen Mitarbeitern und aus Mitarbeitern zusammen, die innerhalb dieses Jahres hier gestartet sind. Damit haben wir aus meiner Sicht eine perfekte Mischung aus Erfahrung und neuen Blickwinkeln. Dieses Potential haben wir bislang noch nicht in voller Höhe ausgeschöpft. Jedoch haben wir Mitte Juni mit zusätzlichen Team-Sitzungen begonnen, um so strukturiert den Wissensaustausch zu fördern und dadurch Prozesse verbessern zu können. Mein Ziel ist es, das Spezialisten-Wissen, das einzelne Pflegekräfte haben, ins gesamte Team zu bringen. Außerdem werden wir neue Ideen mit gemachten Erfahrungen abgleichen, um Prozesse weiter zu verbessern und den Zusammenhalt im Team noch weiter zu stärken.  Bei all dem möchte ich auch, dass digitale Lösungen immer mehr in den Alltag integriert werden, um so noch mehr Zeit für unsere Patienten zu gewinnen.

Pflegefachkraft ist eigentlich ein schöner Beruf. Man kann Menschen in ihrem Heilungsprozess unterstützen. Leider wollen viele diesen Beruf nicht mehr ergreifen, weil die grundsätzlichen Rahmenbedingungen schwierig sind. Wieso würdest du einem jungen Menschen trotzdem empfehlen, eine Ausbildung als Pflegefachkraft zu beginnen?

Es gibt kaum einen Beruf, in dem es so viele Möglichkeiten gibt, sich zu entwickeln. Es gibt viele Fachbereiche, in denen man sich spezialisieren kann. Daneben kann man sich auf der Leitungsebene entwickeln. Es gibt eine Vielzahl an Studiengängen, die ergänzend und zum Teil berufsbegleitend gemacht werden können. Diese Vielzahl an Möglichkeiten gibt es in kaum einem anderen Bereich. Auch die vielen positiven Erlebnisse, die wir beinahe täglich haben, gibt es in vielen anderen Berufen nicht. Auch die Verdienstmöglichkeiten sind meiner Meinung nach besser als in der Öffentlichkeit dargestellt. Dass wir ein äußerst krisensicherer Beruf sind und nur sehr begrenz durch Maschinen, Roboter oder KI ersetzt werden können, ist ein zusätzlicher großer Pluspunkt.

Natürlich gibt es in unserem Beruf, wie auch in vielen anderen, Rahmenbedingungen auf die wir nur sehr begrenz Einfluss haben und die derzeit nicht optimal sind. Ich persönlich bin aber der Überzeugung, dass es vieles gibt, auf das wir als Pflegende, als Klink und auch als Konzern Einfluss haben. Das müssen wir nutzen und zu unserem und dem Patientenwohl verbessern.

Aktuell absolvieren Pflegeschüler: innen einen Teil ihrer Ausbildung in unserer Klinik. Warum ist es aus deiner Sicht sinnvoll, während der Lehrzeit auch einen Einblick in den Reha-Bereich zu erhalten?

Die Rehabilitation ist ein entscheidender Schritt für Patienten, wieder in gewohnter oder besserer Qualität in ihr „altes Leben“ zurückzukehren. Ohne diesen Schritt ist nach meiner Meinung der Genesungsprozess nicht vollständig. Daher ist es für alle, die diesen Beruf erlernen, genauso wichtig wie die Notfallmaßnahmen auch diesen Bereich kennenzulernen.

Was würdest du dir für die Zukunft des Pflegeberufes wünschen?

Zum einen muss sich die Eigenwahrnehmung unseres Berufes verbessern. Wenn wir weiter in der Öffentlichkeit nur unsere schlechtesten Seiten präsentieren, werden wir unser Nachwuchsproblem nie in den Griff bekommen. Es gibt so viele schöne Seiten an unserem Beruf, die in der Öffentlichkeit kaum bekannt sind.

Zum anderen müssen unsere tatsächlichen Kompetenzen mehr genutzt werden. Bei den Pflegenden gibt es so viel Spezialisten-Wissen, das nur begrenzt und meist nur im Zusammenwirken mit Ärzten eingesetzt wird.  Vieles kann jedoch durch die Kompetenz der Pflegenden auch selbständig abgedeckt werden. Dass diese Kompetenzen nicht genutzt werden, erzeugt einerseits zusätzliche Kosten für die Allgemeinheit. Andererseits ist es eine der Rahmenbedingungen, die für Unzufriedenheit sorgt. Für mich ist dieses Handeln vergleichbar mit einem Maurer, der nur in Anwesenheit des Architekten einen Stein setzen darf.

Was sind deine persönlichen Wünsche und Ziele?

Mein persönliches Ziel ist, dass wir als Pflegedienst ein positives Beispiel für unsern Beruf werden. Ich möchte einen Rahmen schaffen, in dem sich Patienten hervorragend behandelt fühlen und Mitarbeiter jeden Tag mit einem guten Gefühl zur Arbeit kommen und nach Hause gehen können.

Mich inspirieren Unternehmen, denen es gelungen ist, ihre Mitarbeiter zufrieden erfolgreich zu machen und damit erreichen, das ist mir wichtig, das Unternehmen als Ganzes erfolgreich zu machen. Mein Ziel: Zufriedene Patienten – zufriedene Mitarbeiter – zufriedenes Unternehmen. Wenn mir das gelingt, bin auch ich zufrieden.

Mein Größter Wunsch: Immer Pflegender zu bleiben und nie zu Pflegender sein zu müssen.

Vielen Dank, Claus, für deine offenen und ehrlichen Antworten!


Unsere Pflegekräfte leisten täglich großartige Arbeit und sind rund um die Uhr im Einsatz, um unseren Patientinnen und Patienten die bestmögliche Versorgung zu bieten. In unserem Pflegeblog „Pflege mit Herz“ stellen wir Ihnen einige von ihnen vor und geben Ihnen ganz persönliche Einblicke in den Arbeitsalltag unserer Pflegehelden. Wie sieht der Alltag einer Pflegekraft aus? Was erwartet mich als Patient in den Paracelsus Kliniken und was schätzen die Pflegekräfte so an ihrem Beruf? All das und vieles mehr können Sie in unseren authentischen Geschichten lesen. Mit diesem Blog möchten wir Ihnen zeigen, wie wichtig und wertvoll die Arbeit unserer Pflegekräfte ist und ihnen die Aufmerksamkeit schenken, die sie verdienen.