Ärzte und Therapeuten der Paracelsus Kliniken verweisen auf die vielfältigen gesundheitlichen und sozialen Auswirkungen des Alkoholmissbrauchs / Bundesweite Aktionswoche „Alkohol? Weniger ist besser!” soll aufklären und sensibilisieren
Die aktuellen Zahlen sind erschreckend: Durchschnittlich 10,6 Liter reinen Alkohol konsumiert jeder und jede Deutsche ab 15 Jahren im Jahr – zwei Liter mehr als im Mittel der OECD-Staaten (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, 2023). „Wir sind ein absolutes Hochkonsumland”, erklärt Dr. med. univ. Christoph Bätje, Chefarzt der Paracelsus Wiehengebirgsklinik im niedersächsischen Bad Essen. „90 Prozent der Deutschen trinken zumindest gelegentlich Alkohol. Dass er zu Abhängigkeitserkrankungen führen kann, wissen die meisten. Aber dass Alkohol auch Auswirkungen auf Herz und Kreislauf, auf die Kindesentwicklung in der Schwangerschaft, auf unsere Freundschaften, soziale Kontakte und vieles mehr hat, darüber muss dringend aufgeklärt werden.”
Spezialisten für die Entwöhnung
Dr. Bätje weiß, wovon er spricht. Am Standort Bad Essen konzentrieren die Paracelsus Kliniken gleich vier spezialisierte Therapieeinrichtungen, in denen Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen und psychosomatischen Erkrankungen behandelt werden: Die Berghofklinik und die Wiehengebirgsklinik sind Rehabilitationskliniken für die stationäre Entwöhnungsbehandlung mit insgesamt 276 Therapieplätzen, die Berghofklinik 2 ist eine Adaptionseinrichtung mit 25 Therapieplätzen für den geschützten Übergang in einen suchtmittelfreien Alltag, und die Paracelsus Wittekindklinik ist eine Rehabilitationsklinik zur Behandlung von psychischen und psychosomatischen Erkrankungen – unter anderem Glücksspiel – mit 85 Therapieplätzen. „Allein in der Berghofklinik helfen wir in der Alkoholentwöhnung jährlich rund 500 Patientinnen und Patienten auf ihrem Weg zu einer langfristigen Abstinenz”, so Jana Kaiser, Therapieleitung der Paracelsus Kliniken in Bad Essen.
Komplexe Schädigungen
Aber nicht nur in Bad Essen, auch in den sieben Akutkliniken von Paracelsus kämpfen die Ärzte mit einer Vielzahl von körperlichen Folgeerkrankungen durch chronischen und übermäßigen Alkoholkonsum. Dazu gehören Erkrankungen der Leber, der Bauchspeicheldrüse und des Magens, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nerven- und Hirnschädigungen. Alkohol führt auch zu einem erhöhten Krebsrisiko, einem geschwächten Immunsystem, Hauterkrankungen und Störungen im Hormonhaushalt. Besonders fatal sind die Auswirkungen, wenn Frauen während der Schwangerschaft trinken. Das Zellgift Alkohol gelangt direkt über die Nabelschnur zum Ungeborenen und schädigt dort die Entwicklung des zentralen Nervensystems. Fehlbildungen, Organstörungen und geistige Behinderungen sind die gravierenden Folgen. Der Missbrauch von Alkohol hat darüber hinaus auch schwerwiegende soziale Folgen, die sich auf verschiedene Lebensbereiche auswirken können. Gewalt, Beziehungs- und Familienprobleme, der Verlust des Arbeitsplatzes, kriminelle Handlungen, psychische Probleme und soziale Isolation können die Folgen sein. „95 Prozent unserer Patientinnen und Patienten in Bad Essen haben neben dem Alkohol weitere Komorbiditäten, die wir in der Therapie berücksichtigen”, erklärt Jana Kaiser. „Alkoholmissbrauch hat weitreichende und tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen. Eine frühzeitige Intervention und Unterstützung sind deshalb entscheidend.”
Info-Veranstaltung in Osnabrück
In der bundesweiten Aktionswoche „Alkohol? Weniger ist besser!”, die vom 8. bis 16. Juni 2024 stattfindet, geht man in Bad Essen stellvertretend für alle Paracelsus Kliniken mit gutem Beispiel voran. Der Standort beteiligt sich über den Arbeitskreis Sucht von Stadt und Landkreis Osnabrück an einer gemeinsamen Veranstaltung am 15. Juni 2024 (10.00 bis 14.00 Uhr) auf dem Domvorplatz in Osnabrück. Dort sind samstags den 15. Juni 2024 Stände von Fachkliniken, Selbsthilfegruppen und Entgiftungsstationen, von Jugendamt, Sozialpsychiatrischem Dienst und Polizei mit Aktionen und Infos rund um das Thema Suchterkrankungen geplant. Im Rahmenprogramm gibt es auf der Bühne Musik und Talkrunden, an denen auch Therapieleiterin Jana Kaiser teilnimmt. Die Paracelsus Kliniken selbst beteiligen sich mit einem eigenen Stand an der Aktion, bei dem man sich über die Kliniken und ihr Angebot informieren kann. Außerdem können Besucherinnen und Besucher über eine interaktive Karte Wissen rund um Suchterkrankungen und die Folgen erlangen.
Aktionswoche startet bundesweit
Die deutschlandweite Aktionswoche Alkohol findet seit 2007 in der Regel alle zwei Jahre statt. Unter dem Motto „Alkohol? Weniger ist besser!“ weisen tausende Engagierte mit zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen auf die Risiken des Alkoholkonsums hin: Mitglieder von Selbsthilfegruppen, Fachleute aus Beratungsstellen, Fachkliniken und der Suchtprävention. Mit dabei sind auch Betriebe, Arztpraxen, Apotheken und Ehrenamtliche, die in Vereinen und Kirchen aktiv sind. Die erfolgreiche Präventionskampagne baut auf Freiwilligkeit, Bürgerengagement und Selbsthilfe und wendet sich an alle, die Alkohol trinken. Um möglichst viele Menschen zu erreichen, gibt es bei jeder Aktionswoche weit über 1.000 Aktionen in ganz Deutschland. Die Veranstalterinnen und Veranstalter vor Ort informieren über Alkohol und regen dazu an, über den eigenen Alkoholkonsum nachzudenken: Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) unterstützt federführend die Veranstalterinnen und Veranstalter vor Ort. Zentrale Plattform für Veranstalter und Veranstalterinnen, die (Fach-)Öffentlichkeit und alle, die mehr über Alkohol wissen möchten, ist die Internetseite www.aktionswoche-alkohol.de.