Ein Bandscheibenvorfall ist eine relativ häufige Erkrankung der Wirbelsäule. Am häufigsten sind die Lenden- und die Halswirbelsäule betroffen. Behandlungsbedürftige Bandscheibenvorfälle der Brustwirbelsäule sind hingegen selten.
Durch einen Einriss des zähen Außenrings der Bandscheibe kann weicheres Knorpelgewebe aus dem Kern der Bandscheibe in den Wirbelkanal austreten. Das ausgetretene Bandscheibengewebe kann je nach Lage das Rückenmark, einzelne oder mehre Nervenwurzeln bedrängen. Ein Bandscheibenvorfall bleibt in vielen Fällen völlig unbemerkt. Bisweilen kann er aber auch starke bis stärkste Schmerzen bis hin zu neurologischen Ausfällen auslösen. In den meisten Fällen klingen die Schmerzen unter konservativer Behandlung innerhalb weniger Wochen oder Monate wieder ab. Manchmal ist eine Operation jedoch unerlässlich, um Langzeitschäden zu verhindern oder zumindest zu reduzieren.
Ursachen
In den meisten Fällen sind Bandscheibenvorfälle durch die genetische Neigung zum Verschleiß bedingt. Weitere Risikofaktoren sind eine große Körpergröße und erhebliche körperliche Belastung. Je älter ein Mensch wird, desto “spröder” und „niedriger” werden die Bandscheiben. Hierdurch wird die harmonische Beweglichkeit zunehmend reduziert.
Mangelnde Bewegung, Fehlhaltungen, das Tragen schwerer Lasten und Übergewicht begünstigen die mechanische „Abnutzung“ der Bandscheiben und können zur Entstehung von Bandscheibenvorfällen beitragen.
Seltener sind angeborenen Fehlstellungen und Verletzungen die Ursache.
Wen trifft es am häufigsten?
Am häufigsten sind die Lendenwirbel betroffen. Mehr als 80 Prozent aller Bandscheibenvorfälle treten im Bereich der Lendenwirbelsäule auf. Meist sind Menschen im Alter zwischen 30 – 55 Jahren betroffen, Männer häufiger als Frauen. Bandscheibenvorfälle in der Halswirbelsäule treten seltener auf.
Wie erkenne ich einen Bandscheibenvorfall?
Beschwerden sind im klassischen Sinne ein ausstrahlender Schmerz, der im Rücken/Nacken beginnt und im Verlauf des Versorgungsgebiets des betroffenen Nervs in das Bein oder den Arm zieht. Dabei kann es zu einem Kribbeln und Taubheitsgefühl in Bein/Arm und Fuß/Hand kommen. Die Beschwerden sind meistens einseitig und nur selten beidseitig.
Weitere mögliche Symptome sind Lähmungserscheinungen in den Beinen/Armen oder Füßen/Händen. Sehr selten treten Probleme beim Halten von Harn und Stuhlgang auf. Sind diese jedoch direkt durch einen Bandscheibenvorfall verursacht stellen sie einen echten Notfall dar, der i.d.R. einer zeitnahen Operation bedarf, um das Risiko für Langzeitschäden zu minimieren.
„Hexenschuss“ oder Bandscheibenvorfall?
Bei einem sog. „Hexenschuss“ kommt es zu meist plötzlichen, oft stärksten Rücken- oder Nackenschmerzen durch Verspannungen, die durch eine Blockade der kleinen Wirbelgelenke oder Muskelzerrungen entstehen. Meist bestehen keine ausstrahlenden Schmerzen in die Beine/Arme oder diese sind gegenüber dem Rückenschmerz absolut hintergründig.
Behandlungsmöglichkeiten
Wärmebehandlungen, Krankengymnastik, medikamentöse Therapie und ein moderates Bewegungsprogramm sind hilfreiche Behandlungsmöglichkeiten eines Bandscheibenvorfalls. Bei einem Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule kann auch eine kurzzeitige Ruhigstellung durch eine weiche Halskrause hilfreich sein.
Durch röntgengestützte Schmerzmittelinfiltrationen direkt an die durch den Bandscheibenvorfall gereizte Nervenwurzel können starke Schmerzen gezielt therapiert werden.
Wann ist eine Operation notwendig?
Schwere neurologische Defizite, wie z. B. beim sog. „Cauda-Syndrom“, bei dem es zu Lähmungserscheinungen der Beine sowie Blasen- und Mastdarmstörungen kommt, stellen Indikationen zur notfallmäßigen Operation dar. Ziel der Operation ist es, dauerhafte Schäden zu verhindern, die neurologischen Ausfälle zu beheben, Schmerzen zu lindern und die Mobilität wiederherzustellen.
Bei einer Bandscheibenoperation wird der ausgetretene Teil der Bandscheibe, der den Nerv bedrängt und Symptome wie Schmerzen, Kribbeln, Taubheit und Lähmungen auslöst, entfernt. Der Nerv wird „nur“ vom Druck befreit. Der Schmerz ist i.d.R. sofort nach dem Eingriff deutlich besser. Eine Verbesserung der übrigen Symptome hängt von der natürlichen Fähigkeit des Nervs zur Selbstheilung ab.
Ist nach sorgfältiger Diagnostik durch die Wirbelsäulenchirurgen eine Operation angesetzt, kommen an der Paracelsus Klinik Henstedt-Ulzburg mikrochirurgische Verfahren zur Anwendung. Der Wirbelsäulenchirurg operiert mit feinsten mikrochirurgischen Instrumenten im betroffenen Abschnitt der Wirbelsäule. Durch ein modernes OP-Mikroskop wird eine exakte Sicht auf das Operationsgeschehen an der Wirbelsäule ermöglicht.
Facharzt oder Notaufnahme?
Vermuten Sie einen Bandscheibenvorfall und oder leiden Sie an Schmerzen? Dann stellen Sie sich bei unseren Fachärzten der Paracelsus Klinik Henstedt-Ulzburg vor (Kontaktdaten siehe Ansprechpartner).
Leiden Sie zusätzlich an Lähmungen, tauben Extremitäten und oder Probleme beim Halten und oder Entleeren der Blase und des Mastdarms, kann es sich um einen Notfall handeln, der sofort behandelt werden muss, um Langzeitschäden zu verhindern. Kommen Sie bitte umgehend in unsere Notaufnahme.
Wie kann ich das Risiko für einen Bandscheibenvorfall senken?
- Ein normales Körpergewicht halten
- Ausreichend Bewegung: Sport und Gymnastik stärken die Rückenmuskulatur und entlasten die Wirbelsäule. Schwimmen und Radfahren (mit erhöhtem Lenker) gelten als besonders rückenfreundlich.
- Wer viel sitzt, sollte auf einen rückenfreundlichen Arbeitsplatz achten: Öfters zwischendurch aufstehen und zwischen Sitzen und Stehen wechseln, ein ergonomischer Stuhl sowie ein Computerbildschirm auf Augenhöhe helfen. Auf Ausgleich in der Freizeit ist zu achten.
- Richtig heben: Um beim Heben schwerer Lasten den Rücken möglichst wenig zu schaden, sollte man beim Heben in die Knie gehen, den Rücken grade halten, die Arme eng am Körper lassen und beidseitig heben.
- Die richtige Matratze beugt Fehlhaltungen der Wirbelsäule beim Schlafen vor.
Ansprechpartner
Unsere Ansprechpartner sind gerne für Sie da: