Sind die letzten warmen Spätsommertage vorbei, werden die Tage spürbar kürzer und kälter. Ein sicheres Anzeichen dafür – der Herbst ist da. Die einen verbinden damit gemütliche Abende, Kastanien sammeln, Drachensteigen oder einen Spaziergang durch raschelndes Laub. Für die anderen beginnt ein wahres Stimmungstief und sie verfallen in einen ersten Herbstblues. Doch ab wann ist das Stimmungstief nicht mehr nur eine kurze Phase, sondern entwickelt sich zu einer beginnenden Depression?
Symptome einer Depression
„Von einer leichten Depression sprechen wir, wenn Symptome länger als zwei Wochen andauern und gleichzeitig mindestens vier Symptome auftreten, davon zwei Leitsymptome“, erläutert Jana Kaiser, leitende Psychologin der Paracelsus Berghofklinik in Bad Essen. Zu den Leitsymptomen einer Depression gehören eine gedrückte Stimmung, der Verlust von Interessen und Freude sowie Verminderung des Antriebs und der Aktivität. Darüber hinaus sind weitere klassische Symptome einer Depression:
- Schlafstörungen mit Einschlaf-/Durchschlafstörung, ggf. frühmorgendliches Erwachen oder Morgentief, sodass der Schlaf als wenig erholsam erlebt wird,
- Erschöpfungszustände schon nach leichter Tätigkeit,
- Verminderter Appetit,
- Verlust der Libido,
- Konzentrationsstörungen und häufiges Gedankenkreisen,
- Beeinträchtigung des Selbstwertes und des Selbstvertrauens mit Gefühlen der Wertlosigkeit, teils Schuldgefühle,
- Suizidalität (vom Gedanken bis hin zum Handlungsdruck).
Fällt die Bewältigung der alltäglichen Aktivitäten Betroffenen deutlich schwer, liegt bereits eine mittelgradige depressive Episode vor. „Die Symptome betreffen und reichen in diesem Stadium über alle Lebensbereiche, von der Partnerschaft, über den Freundeskreis, soziale Kontakte bis hin zu Hobbies, der Alltagbewältigung und bis in den Beruf“, charakterisiert Kaiser die weiteren Stufen der Depression. Es gebe keinen Lebensbereich mehr, der nicht betroffen ist oder spürbare Veränderungen bei seinem Gegenüber wahrnimmt.
Daneben gebe es noch die saisonalen affektiven Störungen, auch Winterdepression genannt, so Kaiser. Diese würden den rezidivierenden Störungen zugeordnet werden. Dabei handele es sich um wiederkehrende depressive Episoden im Wechsel mit Phasen normaler Stimmungslage.
Beginnende Depression – was kann ich tun?
Sollten mehrere der genannten Symptome zutreffen, ist angeraten sich professionelle psychotherapeutische Hilfe zu suchen. Erste Anlaufstellen wären neben der/m eigenen HausärztInnen, Beratungsstellen zur Lebensberatung oder auch niedergelassene psychologische PsychotherapeutInnen. Darüber hinaus bieten Rehakliniken wie die Paracelsus Wittekindklinik eine hohe Kompetenz und Erfahrung bei der psychosomatisch und psychosozial fundierten Behandlung. Zentrales Prinzip ist eine ganzheitliche Behandlung von Körper und Seele, um langfristig das eigene Leben wieder aktiv in die Hand nehmen und bewältigen zu können.
Abgrenzung Herbstblues und Depression
„Wenn wir abschließend also zurück auf die Unterscheidung zwischen einem Herbstblues und einer Depression kommen, können wir festhalten, dass dies aufgrund der Dauer und Schwere der Stimmungslage möglich ist“, grenzt Kaiser die Unterschiede klar ab. „Sich mal antriebsärmer zu fühlen oder morgens schwerer aus dem Bett zu kommen, weil es länger dunkel ist, hat weniger mit einer Depression zu tun als viel mehr mit den sich verändernden Lichtverhältnissen in den wechselnden Jahreszeiten.“ Hält der geringere Antrieb nur einige Tage an und gibt es dazu weiterhin Bereiche, die aktiv und mit Freude wahrgenommen werden, kann beruhigt von einem kurzzeitigen Stimmungstief oder der Anpassung an neue Gegebenheiten ausgegangen werden.
Den Herbstblues überwinden
Gegen den Herbstblues rät die Expertin:
- Fangen Sie die Herbst-Sonnenstrahlen ein! Tageslicht wirkt sich nicht nur auf unseren Melatonin-Haushalt und somit auf unseren Schlaf-Wach-Rhythmus aus. Nein, es hat auch eine antidepressive Wirkung. Abhilfe schaffen zum Beispiel Tageslichtlampen für zu Hause.
- Behalten Sie Ihre Tagesstruktur bei.
- Bewegen Sie sich ausreichend, am besten an der frischen Luft!
- Machen Sie aus der „Not“ eine Tugend! Nehmen Sie sich Zeit zur Einkehr, für Selbstverwöhnung, machen Sie es sich richtig gemütlich und achten Sie dabei auf Ihre eigenen Bedürfnisse.
- Schaffen Sie sich Highlights, die warten auch im Herbst auf Sie – Unternehmungen müssen nicht bis zum nächsten Sommer warten.
- Halten Sie sich Ihre „Seelenhygiene“-Kontakte aufrecht. Wie wäre es mit einem gemeinsamen Herbstspaziergang durchs bunte Laub? Oder mit einem offenen Ohr, um über belastende Dinge zu sprechen?
- Legen Sie den Blick bewusst auf die schönen, oftmals kleinen Dinge. Positives Denken kann man üben! Schreiben Sie z. B. Tagebuch oder führen ein extra Buch für die schönen Dinge des Tages, das täglich in der Hosentasche mitwandert.