Pflege in der Psychosomatik? Worauf kommt es hier an? Anlässlich des diesjährigen internationalen „Tag der Pflege“ am 12. Mai berichtet die Paracelsus Roswithaklinik über die Pflegearbeit in der psychosomatischen Rehaklinik.
Betten schieben, Essen bringen, Blutdruckmessung, Wundversorgung, Medikamente verteilen, Blutabnahmen – die Liste an Tätigkeiten in der Pflege ist lang. „Doch diese Auflistung passt nur in Teilen zu uns“, erklärt Daniela Hocks-Stecken lächelnd. Die 44-Jährige arbeitet seit anderthalb Jahren als Krankenschwester in der Paracelsus Roswithaklinik. Die Fachklinik für Psychotherapie, Psychosomatik und Verhaltenstherapie möchte in diesem Jahr den Gesundheitstag „Tag der Pflege“ nutzen und einen kleinen Einblick in die Pflegearbeit einer psychosomatischen Rehabilitation geben.
Mehr als einfache Gespräche
Im Unterschied zur Pflege in der Orthopädie oder Onkologie, wo eher die körperliche Pflege, zum Beispiel die Wundversorgung nach Operationen, im Mittelpunkt steht, wird in der Psychosomatik mehr gesprochen. Mehr Gespräche? – klingt im ersten Moment einfach. „Doch die Gespräche hier sind intensiv“, so die Krankenschwester. Behandelt werden in der Roswithaklinik Patienten unter anderem aufgrund von Persönlichkeitsstörungen, Depressionen, Burnout, Angsterkrankungen, posttraumatischen Belastungsstörungen oder sozialen Phobien. Innerhalb des Krankheitsspektrums gehen fast alle Erkrankungen in irgendeiner Art und Form mit einer Störung in Aufbau und Aufrechterhaltung von sozialen Beziehungen einher. Das verlangt auch nach einer besonderen Art der Pflege. Die Pflegekräfte in der Roswithaklinik dienen ihren Patienten, primär in den offenen Sprechstunden, als Gesprächspartner auf Augenhöhe. In einem geschützten Rahmen können hier Ängste, Sorgen oder individuelle Wünsche angesprochen werden. Es zeichnet sich ab, dass die anhaltende Coronapandemie verstärkt Unsicherheiten bei den Patienten hervorruft und mehr Gesprächsbedarf besteht, so der Eindruck der Pflegekräfte. Dieses zeigt deutlich: Was die Seele beschäftigt, hängt nicht selten mit körperlichen Beschwerden und psychischen Problemen zusammen. Die Pflegekräfte unterstützen dahingehend, dass die Patienten lernen, soziale Beziehungen wieder aufzubauen und einzufordern.
Die Pflege in der Psychosomatik ist jedoch mehr als Gesprächsführung. Und das Aufgabenprofil geht deutlich über die klassischen pflegerischen Tätigkeiten hinaus. Natürlich gehören die Ausgabe von Medikamenten, Vitalzeichenkontrolle oder Blutabnahmen zum Arbeitsalltag der Pflegekräfte dazu. Hinzu kommt jedoch, dass die Pflege in der Roswithaklinik therapeutische Gruppen, wie beispielsweise die Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen oder Autogenes Training anleiten und Hilfestellung bei der Durchführung geben. Beide Entspannungsmethoden führen die Patienten zu mehr Gelassenheit, innerer Ruhe und können mit ein wenig Übung und Fantasie schnell erlernt werden. Die Pflegekräfte sind speziell für die Anleitung solcher Entspannungsmethoden hin fortgebildet.
Persönlich und menschengebunden
„Die Pflege in der Psychosomatik ist beziehungsintensiv und hat dementsprechend einen starken pflegetherapeutischen Charakter“, betont Daniela Hocks-Stecken. „Dadurch hat sie etwas sehr Persönliches und Menschengebundenes.“ Um ihren vileschichtigen AUfgaben gerecht zu werden, besuchen die Pflegenden der Roswithaklinik regelmäßig spezielle Schulungen. Empathie, Offenheit und die Bereitschaft, sich auf Beziehungsarbeit einlassen zu können, gehören für die Pflegefachkräfte der Roswithaklinik zum besonderen Kompetenzprofil, welches angehende Pflegende im Arbeitsfeld der Psychosomatik mitbringen sollten.
Das herzliche und zugewandte Pflegeteam um Pflegedienstleiterin Meikel-Karin Ulbricht gibt bei Interesse gerne mehr Informationen rund um die besondere Pflegearbeit. Geplant ist, auch Hospitationen oder Stellen für den Bundesfreiwilligendienst anzubieten. Mehr Informationen bekommen Interessierte über die Karriereseite jobs.pkd.de oder über Meikel-Karin Ulbricht (meikel.ulbricht@pkd.de, Tel. 05382 917-200).
Über den Aktionstag
Der internationale Tag der Pflege findet jährlich am 12. Mai statt. Der Geburtstag von Florence Nightingale, der Begründerin der modernen westlichen Krankenpflege, ist jährlicher Anlass, um die Leistung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Pflegeberufen zu würdigen und die Besonderheiten dieses wichtigen Berufsbilds ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.