Umfangreiche und langjährige Erfahrung in der onkologischen Nachsorge ist die Grundlage für die Entwicklung neuer Therapiekonzepte
Die Paracelsus Klinik Scheidegg ist eine der größten onkologischen Rehabilitationskliniken in Deutschland. Jährlich werden im Schnitt rund 3.000 Patientinnen und Patienten mit Brustkrebs, gynäkologischen Tumoren sowie Tumoren der Verdauungsorgane stationär behandelt. Mit allein jährlich über 2000 betreuten Brustkrebs-Patientinnen ist die Klinik bundesweit eine der größten Einrichtungen auf diesem Gebiet. Seit fast 50 Jahren sieht und beobachtet das Team der Klinik bei seiner täglichen Arbeit die Folgen, die häufig durch eine moderne Tumortherapie entstehen können.
Um die Rehabilitation für die betroffenen Patienten zu verbessern und künftig noch bessere, auf die individuellen Bedürfnisse angepasste Therapiekonzepte zu entwickeln, wurde im Jahr 2021 das Institut für Reha-Forschung und Survivorship, kurz „IREFOS“ gegründet.
Das Institut hat neben der Intensivierung der Rehabilitations- und Versorgungsforschung zum Ziel, in den kommenden Jahren insbesondere Nachsorgeprojekte und neue Therapiekonzepte, z.B. für Fatigue, also das sogenannte Erschöpfungssyndrom, zu evaluieren. Auch medikamentöse Behandlungsansätze im Bereich Komplementärmedizin und „Ernährungsmedizin“ sollen analysiert werden. Zusätzlich sollen systematisch Daten erfasst werden, die den Einfluss der Rehabilitation auf Lebensqualität und Patientenzufriedenheit darstellen.
IREFOS Forschungsteam
Das Team besteht aus Mitarbeitenden verschiedener Abteilungen der Klinik, darunter Ärzte, Therapeuten, Dokumentationsassistentinnen und Psychologen sowie aus Studenten der Universität Würzburg, die als wissenschaftliche Mitarbeiter*innen im Institut ihre Promotionsarbeit durchführen können.
Institutsleiter ist PD Dr. Holger G. Hass.
Klinische Studien
Seit 2019 werden Patientendaten, auch aus den Jahren zuvor, in einer Tumordatenbank erfasst. Sie umfasst bereits die Daten von über 10.000 Patientinnen und Patienten. In der Datenbank werden typische Nebenwirkungen und Beeinträchtigungen der körperlichen und seelischen Gesundheit nach einer Krebserkrankung dokumentiert. Erste wissenschaftliche Studienergebnisse und die daraus resultierenden Erkenntnisse sind bereits veröffentlicht.
Zurzeit laufende Studien / wissenschaftliche Untersuchungen (Promotionsarbeiten)
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Heutzutage werden Krebserkrankungen anhand verschiedener pathologischer, molekularer und klinischer Faktoren zunehmend individueller behandelt. Beim Mammakarzinom hat sich hier u.a. der Proliferationsmarker Ki67 als relevant für die Therapie gezeigt. Im Rahmen dieser Promotionsarbeit wird an über 5000 Patientinnen untersucht, inwieweit dieser Marker mit den bekannten Brustkrebs-Untergruppen (z.B. hormon-abhängige Tumoren vs. Sog. „triple-negativer“ Tumoren) oder klinischen Faktoren (Patientenalter) korreliert.
Zusätzlich soll untersucht werden, ob dieser Marker infolge der anschließenden individuellen Krebstherapie auch mit reha-relevanten Folgestörungen korreliert (z.B. Auftreten von Nervenschädigungen, Lymphödem, etc.). Ziel ist es, zukünftig auch tumorbiologische Kriterien besser in die individualisierten Reha-Konzepten zu berücksichtigen.
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Trotz der großen Anzahl von Frauen, die an einem sog. Hormon-abhängigen (ER+) Mammakarzinom leiden, ist wenig bekannt, inwieweit es doch Unterschiede in der Tumorbiologie und dem Auftreten von Nebenwirkungen nach Krebsbehandlung in Abhängigkeit vom Alter bzw. Hormonstatus bei Diagnose (prä- oder postmenopausal) wurde bisher kaum in Forschungsprojekten untersucht.
Längerfristiges Ziel dieser Promotionsarbeit (in Kooperation mit der Universitäts-Frauenkli8nik in Würzburg) ist auch hier anhand der gewonnenen Erkenntnisse ein individualisiertes Reha-Konzept den betroffenen Patientinnen anzubieten.
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Das Ovarialkarzinom zeichnet sich u.a. durch eine schlechtere Überlebensprognose gegenüber anderen Tumorerkrankungen aus. Bei ca. 70% der betroffenen Frauen wird die Erkrankung erst in einem fortgeschrittenen Tumorstadium entdeckt und daher aggressiver, meist multimodal behandelt. Infolge dieser intensiven Therapie kommt es häufig zu einer Vielzahl von Therapie-induzierten Folgestörungen (Chemo-Toxizitäten, Darmteilresektion, Lymphödeme, Fatigue, etc.) sowie zu psychischen Beeinträchtigungen.
Ziel dieser Studie ist daher die systematische Erhebung dieser somatischen wie psychischen Folgestörungen, um den betroffenen Frauen angepasste Reha-Konzepte anzubieten und den Bedarf an spezifischen Berufsfachgruppen (z.B. Ergotherapeuten) zu ermitteln.
Kooperationspartner
- Frauenklinik, Universitätsklinikum Würzburg
- Medizinische Klinik ll, Abt. Hämatologie, Onkologie, Gastroenterologie und Rheumathologie, Universitätsklinikum Würzburg